Erfurt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) geht für die Sommermonate von weiteren extremen Hitzewellen aus.

„Damit müssen wir in Zeiten des Klimawandels immer rechnen“, sagt DWD-Sprecher Uwe Kirche. Die Weltwetterorganisation (WMO) warnt vor extremen Sommer-Temperaturen.

In den Anfangsmonaten des Jahres deute alles darauf hin, dass 2020 eines der heißesten Jahre seit Beginn der Messungen werde. Kommunen müssten sich jetzt vorbereiten, um Menschen zu schützen. „Gerade in Corona-Zeiten ist es verdienstvoll, dass die WMO vor drohenden Gefahren warnt“, so Uwe Kirche.

Die Prognose beziehe sich aber auf die nördliche Hemisphäre der Erde, für die großräumig Wetterdaten vieler lokaler Wetterdienste ausgewertet wurden.

„Für Vorhersagen eines Hitze- oder sogar Katastrophensommer in Deutschland ist es noch zu früh. Das wäre ein Blick in die Glaskugel“, so Kirche. Allerdings hält auch der DWD in Südosteuropa Abweichungen nach oben um bis zu zwei Grad Celsius für denkbar.

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Im Südwesten Deutschlands könnte es über die Monate Juni, Juli und August im Schnitt bis zu einem Grad wärmer werden, im übrigen Bundesgebiet um 0,5 Grad. „Für Deutschland stehen die Signale auf ,leicht zu warm’“, sagt Kirche. Zeitlich befristete Hitzewellen wie zuletzt 2018 seien immer möglich.

Laut Kirche hat sich die mittlere Lufttemperatur in Deutschland von 1881 bis 2018 um eineinhalb Grad erhöht. Allein in den letzten fünf Jahren stieg sie um 0,3 Grad an.

Auf die damit verbundenen Extreme müsse man sich einstellen.

Durch die Hitzebelastungen komme es zu mehr Gesundheitsrisiken. Im Horrorsommer 2003 habe man diesbezüglich noch ein Fiasko erlebt.

Tausende hitzebedingte Todesfälle möglich

Der Sprecher des Deutschen Wetterdienstes verweist auf Hochrechnungen, wonach damals in Deutschland 7000 hitzebedingte Todesfälle gezählt wurden. Für 2018 errechnete das Robert-Koch-Institut 1000 hitzebedingte Tote.

„Hitzewellen sind mit die größten Naturkatas-trophen, die es in unseren Breiten geben kann“, sagt Kirche. Nach 2003 richtete der DWD ein Hitzewarnsystem ein. Es informiert die Bundesländer über bevorstehende Extreme. Die Genauigkeit liege bei zwei bis drei Tagen, beobachtet würden bis zu 10.000 Gemeinden.

Abrufbar sind Gesundheitsrisiken seit dieser Woche auch über eine neue Gesundheitsapp des DWD.

Frühling bisher extrem sonnig und viel zu trocken

Nach vorläufigen Berechnungen war der Frühling bisher extrem sonnig, warm und viel zu trocken. Mit im Schnitt 8,6 °C (normal: 7,1 °C) erwies sich Thüringen dabei als das kühlste und mit knapp 675 Stunden auch das sonnenscheinärmste Gebiet Deutschlands. Die Sonnenscheindauer erreichte dennoch 151 Prozent.

Die Niederschlagsmenge summierte sich auf gut 110 Liter/Qua-dratmeter (l/m²), normal sind 176 l/m². Im Thüringer Becken kam mit örtlich weniger als 45 l/m² bundesweit mit am wenigsten Niederschlag zusammen.

Die App „GesundheitsWetter“ des DWD gibt es für Handys in allen Stores für Android und iOS