Eisenach. Im Interview spricht der 23-jährige Johannes Jepsen über seine neue Herausforderung und ein großes Ziel.

Bis Saisonende steht Johannes Jepsen für den Handball-Zweitligisten ThSV Eisenach auf dem Parkett. Dann tauscht der 23-jährige Torwart den Handball gegen ein Medizin-Studium. Wir sprachen mit ihm über die Entscheidung und die restliche Spielzeit.

Medizin statt Handball – ein überaus ungewöhnlicher Wechsel. Was veranlasste Sie zu diesem Entschluss?

Dieser reifte über einen längeren Zeitraum. Ich bekenne, Handball hat mich nicht mehr so erfüllt. Ja, mir hat was gefehlt. Studieren stand ohnehin auf meiner Lebensplanung. Medizin hatte ich immer im Blick. Das ist in Verbindung mit Profisport sehr, sehr schwierig. Ein mögliches Studium im Sportmanagement entsprach nicht meinen Vorstellungen. Ich entschloss mich, im November in Gießen den Test für medizinische Studiengänge zu absolvieren. Diese umfasste acht Aufgabengruppen, vom medizinischen Grundverständnis bis zum logischen Denken. Ende Dezember lagen die Ergebnisse vor: Die Tests waren gut ausgefallen. Das im Rücken verfestigte meinen Wunsch nach der Aufnahme eines Medizinstudiums. In der Handballpause im Januar fiel, auch nach vielen Gesprächen mit meiner Familie, die Entscheidung.

Als Begründung, weshalb Sie einst ins Tor wechselten, erklärten Sie: „Im Tor war mehr Action. Es ist ein besonderer Kick, wenn man einen Ball hält. Mit einer sehr guten Torwartleistung gewinnt das gesamte Team.“ Auf diesen Kick wollen Sie nun verzichten?

Das wird mir fehlen. Ich werde das Flair der Aßmann-Halle, die grandiose Stimmung vermissen. In den verbleibenden 13 Spielen werde ich das alles genießen. Die Entscheidung ist, wenn auch schweren Herzens, gefallen. Wie bereits erwähnt, die Aufnahme eines Studiums stand ohnehin auf der Agenda. Den Beginn wollte ich nicht so weit nach hinten schieben. Im Herbst geht es los. Sechs Jahre Studium. Anschließend Facharztausbildung.

Leistungs-Handball und ein „gestrecktes“ Studium kamen für Sie nicht in Frage?

Ein so anspruchsvolles Studium lässt sich nicht strecken. Auch ein eventuell mögliches Medizin-Studium in Thüringen, mit täglichem Fahren, kam für mich nicht in Frage. Studium und das Maß an Professionalität in Eisenach sind nicht zu vereinbaren. Wahrscheinlich hätten beides gelitten. Ich lege den Focus auf mein Studium.

Auf welches Fachgebiet möchten Sie sich spezialisieren?

Mein Humanmedizin-Studium lässt alles offen. Allgemeinmedizin oder Chirurgie interessieren mich besonders. Wohin es letztendlich geht, wird sich während des Studiums ergeben.

Wo studieren Sie, wie lange wird das Studium dauern?

Die direkte Bewerbungsphase ist im April. Der exakte Studien-Ort ist noch offen. Beginn ist Anfang Oktober. Es besteht aus fünf Jahren Studium mit anschließend einjährigem Praktikum. Es schließt sich über fünf bis sechs Jahre die Facharzt-Weiterbildung in einer Klinik an.

Was bleibt aus der Handballkarriere mit 42 Nachwuchs-Länderspielen, der Zeit bei der SG Flensburg-Handewitt, beim TuS Nettelstedt-Lübbecke und beim ThSV Eisenach, haften?

Das war eine kurze Profi-Karriere, in der ich viele schöne Freundschaften knüpfen konnte. Ich denke an die Meisterschaften im Nachwuchs mit der SG Flensburg-Handewitt, den Aufstieg mit dem TuS Nettelstedt-Lübbecke in die 1. Bundesliga. Die Nachwuchs-Länderspiele waren für mich eine besondere Ehre.

Sie werden dem Handball nicht ganz entsagen, bei einem unterklassigen Verein ihrer sportlichen Liebe nachgehen, vielleicht auch in einer Studentenmannschaft spielen?

Das trifft zu. Ich werde mich einem Verein in der Nähe des Ortes von meinem Studium anschließen, wo der Trainingsaufwand nicht so hoch ist, keine langen Anfahrten nötig sind. Ich bin Handballer durch und durch, auch hinsichtlich des sozialen Umfeldes einer Handballmannschaft.

Sie wollen sich mit dem Aufstieg vom Profisport verabschieden?

Ein klares Ja! Unsere gesamte Mannschaft und ich konzentrieren uns auf dieses große Ziel. Wir können Geschichte schreiben, für den Verein, die Stadt, die Region – und auch für uns selbst. Die Chancen stehen sehr gut. Wir arbeiten konzentriert in jeder Trainingseinheit, bestreiten mit aller Konsequenz die Punktspiele. Auch die letzten 13 der Saison. Ich will meinen Teil dazu beitragen, hoffe, ich bleibe verletzungsfrei. Ich werde alles geben, um mich mit dem Erstliga-Aufstieg aus meiner Karriere zu verabschieden.