Niederdorla. Interview der Woche: Der Motorrad Freestyler ist nach überstandener Verletzung zurück und freut sich auf sein eigenes Event in Erfurt.

Am Wochenende feierte Luc Ackermann in der Wunderino Arena in Kiel beim 25. Internationalen Jump & Race Contest sein erfolgreiches Comeback nach sechsmonatiger Verletzungspause wegen eines Kreuzbandrisses. Erst vor zwei Wochen saß der FMX-Weltmeister und X-Games-Gewinner zum ersten Mal wieder auf dem Motorrad auf seiner Trainingsstrecke in Niederdorla. Wegen des schlechten Wetters waren aber lediglich zwei Übungseinheiten möglich. Im Interview spricht Ackermann über die vergangenen Corona-Jahre und sein eigenes Event „Go Big or Go Home“ in Erfurt.

Herr Ackermann, wie geht es Ihnen nach der langen Pause?

Mir geht es sehr gut. Ich bin körperlich wieder voll fit. Allerdings hatte ich in den vergangenen Monaten nicht so viele Möglichkeiten zu trainieren.

Erst Corona, dann die Verletzung. Ist es ungewohnt für sie so viel zu Hause zu sein?

Schon. Vor Corona war ich so an die 30 Wochenenden unterwegs. Das ist jetzt natürlich deutlich weniger geworden. In den letzten Jahren war ich nur bei ein oder zwei Veranstaltungen im Jahr. Das hat uns Sportler schon sehr getroffen. Das geht auch ans finanzielle.

Wie haben Sie denn die Zeit ohne Motorrad verbracht?

Ich konnte mich auch mal um andere Dinge kümmern, wie z.B. unseren Verein. Wir haben auf unserem Trainingsgelände einen Pumptrack gebaut. Den nehmen die Kinder auch richtig gut an. Ich fahre da auch gerne mal mit dem Fahrrad.

Wie sehen die Planungen für das laufende Jahr 2023 aus?

Wir haben schon ein paar Events im Kalender. Aber der füllt sich ehrlich gesagt nur sehr langsam. Es ist tatsächlich noch alles etwas verhalten. Wenn ich einen halbwegs normale Saison fahren kann, wäre ich sehr froh.

Sie haben jetzt mit „Go Big or Go Home“ eine eigene Veranstaltung in Erfurt ins Leben gerufen. Wie laufen die Vorbereitungen?

Das ist eine ganz neue Idee. Ich wurde oft gefragt,, wann kann man dich denn mal in Thüringen bei einem Event sehen? Da habe ich zusammen mit meinem Management gedacht, wir müssen da mal was auf die Beine stellen. Ich möchte den Menschen aus meiner Region, wo ich herkomme, einfach mal etwas zurückgeben. Die Messehalle in Erfurt hat sich angeboten. Da ist genug Platz, um unsere Tricks zu zeigen. Wir hoffen, dass da dann auch am 21. Oktober einige Zuschauer kommen.

Sind auch andere Fahrer dabei?

Das wir sicherlich keine Luc-Ackermann-Solo-Show. Es werden aus dem Freestyle-Bereich noch sechs andere Fahrer dabei sein. Dazu kommen Mountainbiker und BMX-Fahrer. Vielleicht machen wir auch etwas mit Trail.

Warum ausgerechnet Trail?

Das ist eine tolle Sache und eine sehr gute Schule. Man bekommt ein Gefühl für das Motorrad und das Zusammenspiel von Gas, Kupplung und Bremse.

Wie oft trainieren Sie, wenn sie nicht gerade verletzt sind?

In der Wettkampf-Phase sitze ich schon sechs von sieben Tagen auf dem Motorrad. Dazu kommen natürlich Sachen wie Fitnessstudio, Fahrradfahren oder Laufen.

Was Sie da machen, sieht ja für jeden Außenstehenden sehr gefährlich aus. Haben Sie auch einen Mental-Trainer?

Ich nicht, andere Fahrer nutzen das aber schon. Ich genieße einfach den Moment, wenn ich auf dem Motorrad sitze. Dann bin ich in meiner Welt. Ich blende alles aus und will nur Spaß haben.

Da muss man aber im positiven Sinn schon ein Verrückter sein…

(Lacht) Ja, das stimmt. Es ist einfach meine Leidenschaft, seitdem ich knapp vier war. Man muss aber aufpassen, dass man nicht zu viel macht. Dann passieren Fehler, wenn die Konzentration nachlässt. Auf diese Weise habe ich mir mal den Oberschenkel gebrochen. Jetzt bin ich soweit, dass ich merke, wenn ich eine Pause brauche. Dann stelle ich das Motorrad auch mal in die Garage und mache was anderes.

Was haben Sie sich überhaupt schon alles gebrochen?

Wie gesagt den Oberschenkel. Kreuzbandrisse in beiden Knien. Mein Wadenbein habe ich mir gebrochen und meine beiden Schlüsselbeine. Und das Schulterblatt noch. Das müsste es im Groben gewesen sein.

Gibt es überhaupt eine Krankenversicherung, die Sportler wie Sie nimmt?

(Lacht) Ja, es gibt aber nicht viele, die auf unseren Sport gut zu sprechen sind. Ich bin froh, dass mich eine genommen hat.

Sind Sie sich eigentlich darüber im Klaren darüber, dass sie permanent ihr Leben aufs Spiel setzen?

Ja, durchaus . Aber ich lebe und liebe diesen Sport. Man blendet das aus. Ich kenne einige, die verunglückt sind. Sie sind aber bei dem gestorben, was sie am liebsten gemacht haben. Man denkt auch nach jeden Sturz: Warum jetzt schon wieder? Die erste Frage danach ist aber an den Doktor: Wann kann ich wieder fahren?

Werden die Motorräder, mit denen Sie fahren, speziell für Sie angefertigt?

Nein, ich fahre eine ganz normale KTM mit 475 ccm und 63 PS. Sie hat viel Drehmoment und Power, was mir z.B. bei Double-Backflips hilft. Ich modifiziere das Motorrad nur.

Sie werden von Red Bull und KTM gesponsort. Wie wichtig sind diese Firmen?

Da muss ich ehrlich sagen, dass es ohne diese Sponsoren unseren Sport auf diesem Level nicht geben würde. Da bin ich sehr dankbar.

Haben Sie mal darüber nachgedacht, in den Rennsport zu wechseln?

Vierradsport interessiert mich auch. Rallye fahren wäre mal was für mich. Ist aber auch sehr kostspielig. Vielleicht später einmal.

Karten für „Go Big or Go Home“ in Erfurt bekommt man im Ticketshop Thüringen.