Thal. Erinnerungen an eine außergewöhnliche Fußballpartie vor 6000 Zuschauern auf dem Thaler Hartplatz

Als die SG Ruhla/Wutha-Farnroda am 7. März ihr bis dato letztes Fußballspiel bestritt, freuten sich die Erbstromtaler über Derbysieg und Saisonrekordkulisse. Es kamen 210 Besucher. Früher wäre diese Zahl nicht der Rede wert gewesen. Doch vom einstigen Zuschauerandrang, wie in den Glanzzeiten des Amateurfußballs in den 1960er- und 1970er-Jahren, können die Ruhlaer nur noch träumen.

Einen besonders großen Ansturm bei einem Ruhlaer Spiel gab es am 17. August 1966. „Etwa 6000 Zuschauer drängten sich um den Platz in Thal. Und das an einem Mittwochabend“, erinnert sich Heinz Hoßfeld noch ganz genau. Der heutige Geschäftsführer des EFC 08 stand damals im Ruhlaer Kasten. Gegner war kein Geringerer als die Nationalmannschaft der DDR. „Weil wir nur in der Kreisklasse spielten, haben wir uns mit einigen Leuten von Motor Gotha aus der Bezirksliga verstärkt“, erzählt der 79-Jährige und ist noch immer stolz darauf, dass nur 0:3 verloren wurde: „Wir haben uns richtig gut verkauft, hatten sogar auch drei, vier Chancen.“ Hoßfeld hielt lange die Null, ehe Otto Fräsdorf in der 40. Minute das 0:1 erzielte. In Hälfte zwei trafen Harald Irmscher und Klaus Urbanczyk. Zum Ruhlaer Team zählten unter anderem Dieter Pachnicke (†), Walter Spengler, Rüdiger Kronwald und Heinz Konhäuser. Nach dem Spiel folgte ein gemeinsames Abendessen im Ruhlaer Klubhaus. Dies wurde im Kurzbericht von ADN (Nachrichtendienst der DDR) ebenso erwähnt wie diese Randnotiz: „Dieter Erler gab bekannt, dass er und seine Mannschaftskameraden 200 Mark für das um seine Freiheit kämpfende vietnamesische Volk gespendet haben.“ Warum die Funktionäre Ruhla als Testpartner auswählten, ist nicht mehr ganz klar. Eine Erklärung lautet, dass es ein Probelauf auf Sand für ein Spiel in Malta werden sollte. Allerdings traf die DDR erst 1977 erstmals auf den kleinen Inselstaat. Im Spätsommer 1966 folgte ein Spiel gegen Ägypten, dessen Auswahl beim 6:0 klarer in die Schranken gewiesen wurde als die Kombination Ruhla/Gotha. Nur drei Jahre später schafften es die Ruhlaer Betriebsoberen erneut, die Nationalmannschaft ins Bergstädtchen zu holen. Zur Einweihung des Stadions trafen die Ducke und Co. am 7. Oktober 1969 auf Vasas Budapest – vor 8000 Zuschauern.