Frankfurt/Main. Die Voraussetzungen für eine Fußball-EM quer durch Europa unter strengen Hygienemaßnahmen werden in der Corona-Krise nicht besser. DFL-Boss Seifert ist aufgrund der Erfahrungen in der Bundesliga aber zuversichtlich.

Die Geisterspiele in der Bundesliga sind fast schon Alltag, aber wie sieht der Fußball bei der paneuropäischen EM aus?

Nach Ansicht von Christian Seifert kann das auf diesen Sommer verschobene Turnier auch in Corona-Zeiten sicher durchgeführt werden. "Ich bin der Meinung, dass die Europameisterschaft funktionieren kann", sagte der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach rechnet in der Pandemie hingegen mit einer Absage.

"Ich glaube, dass die EM komplett abgesagt wird, weil wir im März eine Situation haben werden, die in vielen Ländern Europas schlechter sein wird als heute", sagte der 57-Jährige bei "t-online". "Es wird sich alles - leider - von allein ergeben. Wir könnten im März eine Situation erleben, in der kaum jemand überhaupt auf die Idee kommen wird, eine Fußball-EM auszutragen."

Die ursprünglich für 2020 angesetzte EM soll vom 11. Juni bis 11. Juli 2021 in zwölf Ländern ausgetragen werden. Die Europäische Fußball-Union UEFA plant mit vier Szenarien für München und die weiteren elf Spielorte. Diese reichen von Spielen in vollen Stadien bis hin zu einem kompletten Zuschauer-Ausschluss. Am 5. März soll eine Regelung für jeden der Orte getroffen werden.

Ob dies mehr als drei Monate vor dem Eröffnungsspiel zwischen der Türkei und Italien in Rom angesichts der möglichen Entwicklungen der Pandemie wirklich frühzeitig festgelegt werden kann, bleibt eine von vielen offenen Fragen. Im November hatte die UEFA Berichte dementiert, dass es Planspiele gebe, die EM komplett nach Russland zum WM-Gastgeber von 2018 zu vergeben. Mehrfach verwies der Kontinentalverband auf die Aussage seines Chefs aus dem vergangenen Herbst: "Derzeit denken wir nicht darüber nach, aber wir könnten verschiedene Sachen umsetzen."

Anfang März soll es Klarheit geben. Seifert hat dabei Zweifel, ob das Turnier wie geplant in zwölf Städten ausgetragen werden sollte. "Reiseaktivitäten sind Risiken, die man nicht unnötigerweise eingehen muss", sagte der 51-Jährige. "Und es geht auch längst nicht mehr darum, politische Statements zu setzen oder nur danach zu fragen, welche Städte denn dann bedient werden und welche nicht."

Grundsätzlich aber sieht der DFL-Chef die EM nicht in Gefahr. "Man hat die Erfahrung aus den nationalen Ligen, die Erfahrung aus den Finalturnieren der Champions League und der Europa League, es treffen Länder aufeinander, deren Verbände in der Regel über ausreichende finanzielle Mittel für eine Erstellung und Umsetzung von umfassenden Hygienekonzepten verfügen", begründete er. Ex-Bundestrainer Berti Vogts hatte die EM 2021 zuvor als "völligen Irrsinn" bezeichnet.

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