Erfurt. Die Schwarz-Weiß-Damen beschenken sich in einem Fünf-Satz-Krimi gegen Münster für einen couragierten Heimauftritt und können nach dem 3:2 jubeln.

Annahme Michelle Petter, Zuspiel Meghan Barthel, Jasmine Gross über die Mitte – und in der Riethhalle brach sich der Jubel der Erfurter Volleyballerinnen Bahn. Im letzten Spiel vor dem Weihnachtsfest belohnten sie sich für das Nie-Aufgeben im Saisonverlauf – und für einen großen Kampf. In einem Zweieinhalb-Stunden-Krimi schlug der Letzte aus Erfurt den USC Münster und feierte beim 3:2 (24, -22, -23, 19, 10) seinen zweiten Erfolg.

Erfurts Trainer Dirk Sauermann war die Erleichterung anzumerken. Mehrfach schien sein Team auf Augenhöhe. Im Kellerduell wies es nach, einen Konkurrenten wie den unter Wert an zehnter Stelle stehenden USC Münster besiegen zu können. „Ich glaube, es war die Belohnung dafür, dass wir in vielen Partien gute Phasen und stets die Kontrolle über das eigene Spiel behalten hatten“, sagte der Schwarz-Weiß-Coach.

Rica Maase im ersten Einsatz von Beginn an zum MVP

Nach dem verdienten Sieg freute er sich vor allem auch für Rica Maase, die in ihrem ersten Einsatz von Beginn an zur wertvollsten Spielerin gekürt wurde. „Es war ein Sieg des Teams“, strich die herausragende Angreiferin hervor. Mit ihren Mitstreiterinnen holte sie zudem unheimlich viele Bälle in der Feldabwehr. Nicht zuletzt deshalb sprach der Erfurter Coach von der kompaktesten Saisonleistung und scherzte: „Noch zwei Siege, und wir haben den Vereinsrekord gebrochen“, sagte er.

Über drei Siege waren die Erfurterinnen in der ersten Liga bisher hinausgekommen. Auf den zweiten mussten sie in dieser Spielzeit derweil bis zum Hinrundenschluss warten.

Parallelen sind im Vorfeld der Partie erkennbar gewesen. Letzter gegen den Vorletzten, ein Sieg auf der einen Seite, zwei Erfolgserlebnisse auf der anderen, eine schwierige Erstliga-Saison für beide. Und eine vor allem deutlich unter den Erwartungen für den Gast, was umso mehr die Hoffnungen der Erfurterinnen weckte, so kurz vorm Fest etwas mitnehmen zu können.

Anika Brinkmanns Sprungaufschläge bringen Erfurt kurz in Bedrängnis

Entsprechend couragiert begannen die Erfurterinnen und zeigten sich in allen Bereichen verbessert. In Bedrängnis schienen sie dennoch zu geraten, als Anika Brinkmann an die Aufgabe kam. Mit ihren knallharten Sprungaufgaben legte die vor zehn Jahren für eine Saison beim Erfurter Volleyteam aktive 34-Jährige den Grundstein für einen Drei-Punkte-Lauf zum 14:11. Der jedoch warf die hoch motivierten Erfurterinnen nicht aus der Bahn. Vielmehr schöpften sie über eigene erkämpfte Punkte in langen Ballwechseln immer wieder Mut und Kraft um nachzulegen.

Rica Maase, die erstmals in der Startsechs stand, konnte sich im Besonderen über einige erfolgreiche Angriffe freuen und sorgte mit ihrem Heber zum 21:20 dafür, dass ihr Team den Spieß in der entscheidenden Phase des ersten Satzes umdrehen konnte. In einem packenden Finish brachte Madeline Palmer zweimal den Satzball, ehe ein Schlag an die Antenne die Erfurterinnen beim 26:24 zum ersten Mal jubeln ließ.

Mit gestärktem Selbstvertrauen biss sich der Letzte auch in den zweiten Satz, konnte die starke Leistung des ersten Abschnitts aber nicht noch einmal so auf den Belag bringen. Verdient holte sich der über mehr personellen Spielraum verfügende USC den zweiten Satz durch Brinkmann (25:22).

Psychologischer Vorteil liegt nach 2:1-Führung bei Münster

Mit Sabrina Krause, die am Freitag 22 Jahre jung geworden ist, verfügte Erfurt jedoch nicht nur eine Mittelblockerin, die mit ihren 1,97 Metern den Einheimischen nicht nur ein paar Plus-Zentimeter brachte, sondern auch eine Alternative am Netz und an der Angabe. Mit einem Ass eröffnete sie einen genauso umkämpften dritten Durchgang. Mit leichten Vorteilen für den fünfmaligen Meister der 90er- und 2000er-Jahre, dem die Konstanz indes fehlte, sich klar abzusetzen, der mit ein wenig Glück aber auch im Nervenkrieg die Oberhand behielt.

Bitter, dass Palmer nach ihrem Ausgleich (23:23) ohne Not den nächsten Ball ins Aus setzte und dem Gast nach dessen verwandelten Satzball durch Nele Barber den psychologischen Vorteil verschaffte.

Doppelblock Palmer/Krause untersetzt unbedingten Willen

Konnten die Erfurter noch einmal die Antwort geben und nach dem 1:2 nach Sätzen so zurückkommen, wie sie zuvor manch Rückstand aufgeholt hatten?

Sie konnten? Und wie. Ein Doppelblock von Palmer und Krause zum 7:3 deutete den unbedingten Willen der Erfurterinnen an diesem Tag an. Nach zweimaliger Vier-Punkte-Führung betrug das Erfurter Plus dank Palmers Angriff nach einem von zig Endlos-Ballwechseln sogar fünf Zähler (19:14). Und es wuchs sogar kurzzeitig, bis Sindy Lenz per Netzroller nach Sätzen ausglich.

Im Hochgefühl und vor allem Wissen, den USC packen zu können, besaß die Mannschaft von Sauermann den besseren Start, konnte aus dem 3:1 indes zunächst keinen Nutzen ziehen. Hin und her ging es. Dann schienen Münster die Kräfte auszugehen. Und Erfurt drehte angeführt von Rica Maase auf. Ihr Ass bedeutete den zweiten Matchball seit dem Sieg gegen Wiesbaden vor knapp zwei Monaten. Und Jasmine Gross ließ sich nicht lange bitten. Der Rest: Jubel.