Erfurt. Vor 25 Jahren starben drei Fußballer des FC Rot-Weiß Erfurt bei einem schweren Verkehrsunfall.

Der Zeitungsausschnitt in seinem Wohnungsflur hält die Erinnerung wach: an klasse Fußballer, an gute Freunde – und an jenen traurigen Tag, an dem sie aus dem Leben gerissen wurden. Um 14.35 Uhr am 19. Januar 1996 platzte ein Reifen des Kleinbusses, mit dem die Traditionsmannschaft des FC Rot-Weiß Erfurt auf dem Weg zu einem Hallenturnier in die Schweiz war. Dieter „Jacky“ Weiß und Wolfgang Schmidt kamen dabei ums Leben; Gerd Stieler starb einige Wochen später an den Folgen des schweren Unfalls.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem Manfred Schuster keinen Blick auf die Fotos an seiner Wand wirft. Die schrecklichen Szenen, die sich damals auf der Autobahn 81 in der Nähe von Bad Dürkheim abspielten, wird er aber ohnehin nie mehr vergessen. „Dieser Riesenknall, das Schlingern, der Aufprall an der Böschung – ich habe das alles verdammt klar erlebt“, sagt der DDR-Oberligaspieler der 1960-er und 70-er Jahre. Er saß auf einem der mittleren Plätze des Busses und konnte nach dem tragischen Unglück nahezu unverletzt durch die zerstörte Scheibe klettern.

„Noch heute frage ich mich, warum ich so viel Glück hatte und meine Freunde nicht“, verrät er mit Tränen in den Augen und gibt zu: „Die Schuldgefühle werde ich wohl auch nie mehr los.“ Zwar konnte niemand etwas für den plötzlichen Reifenschaden. Doch Schuster war es, der die Auswärtsfahrt damals organisiert und die Teamkollegen zum Mitwirken animiert hatte. Dass sie nicht mehr heimkehrten, macht ihm noch heute schwer zu schaffen.

Mehr als zwei Jahrzehnte fungierte der mittlerweile 78-Jährige als Trainer der rot-weißen Altherren, hielt die Truppe nicht nur bei den Freundschaftsspielen zusammen. So wie es auch seine langjährigen Mitspieler gewollt hätten: „‘Jacky‘ und ‚Wolle‘ waren unsere Stimmungskanonen, haben sich um die Organisation gekümmert und für den Zusammenhalt gesorgt. Auch Gerd war eine feste Größe in unserer Mannschaft“, blickt Schuster auf die gemeinsame Zeit zurück.

2018 gab er das Traineramt im Traditionsteam an Erfurts Rekordspieler Jürgen Heun ab. Die neue Generation bei den Oldies ist nachgewachsen. Den Kontakt hält er aber weiterhin aufrecht. Die Anrufe zu den Geburtstagen der Akteure und Betreuer sind selbstverständlich; die wöchentlichen Trainingsbesuche gehören ebenso dazu. Sobald die gemeinsamen Einheiten wieder erlaubt sind, ist Schuster als Beobachter dabei. Der Zusammenhalt ist ihm nach wie vor wichtig. Ganz im Sinne seiner verunglückten Freunde.