Erfurt. Martin Ullmann war als Fußballer für den FC Rot-Weiß Erfurt sowie dem FC Carl Zeiss Jena aktiv. Nun arbeitet er als Sporttherapeut.

Das Shirt leuchtet in Grün. Es ist die dominierende und bevorzugte Farbe für das Personal in der Reha am Kreuz.

Nicht auszudenken, wenn sich Martin Ullmann in der Einrichtung im Südosten der Landeshauptstadt beispielsweise zwischen rot-weiß oder blau-gelb-weiß hätte entscheiden müssen. Also zwischen den Vereinsfarben des FC Rot-Weiß und des FC Carl Zeiss.

Die Frage, für welchen Club sein Herz schlägt, sorgt bei ihm für Nachdenken. Mit beiden Vereinen, mit den Städten Erfurt und Jena, verbindet er viele Erinnerungen und starke Emotionen. Die Antwort kann deshalb wohl gar nicht eindeutig ausfallen. Martin Ullmann ist dafür auch viel zu diplomatisch und rücksichtsvoll, um sich festzulegen. Das will er auch nicht, zumal die Verbindungen – hier wie da – nach wie vor bestehen.

Gelassen spricht er über das Beziehungsdoppel, das einst sogar innerhalb der Familie durchaus Konfliktstoff enthielt. Damals, als Martin Ullmann nach 16 Jahren beim FC Rot-Weiß zum FC Carl Zeiss gewechselt war. Zum erbitterten Rivalen, was auch für Vater Peter, den renommierten Sportmediziner, und damaligen RWE-Mannschaftsarzt, nicht leicht zu verkraften war. Martin erzählt inzwischen lachend die Episode vom Wäschetrocknen. Als Mutter Gabi die Trainingsbekleidung gewaschen hatte und sie aufhängen wollte, schritt der Vater ein. Bei aller Toleranz – aber Jenaer Jerseys und Hosen sichtbar im Erfurter Garten auf der Leine – nein, das ginge nicht. Fortan trockneten die Sachen mit FCC-Emblem verborgen im Keller.

Die amüsante Geschichte ist mittlerweile zwölf Jahre her, ihr folgte in Jena ein sportlicher Aufstieg. Martin schaffte als Angreifer den Sprung in die erste Mannschaft vom FC Carl Zeiss, war später dann – nach Zwischenstationen in Zwickau und Weida – geschätzter Assistent von Cheftrainer Mark Zimmermann. Bis zu jenem Tag im vergangenen Jahr in der dritten Fußball-Liga, als sie ihren Platz auf der Bank räumen mussten.

So bitter eine solche Erfahrung ist, für Martin Ullmann beschleunigte sie die neue berufliche Karriere, die er ohnehin schon im Blick hatte. Denn noch während seiner aktiven Zeit hatte er Sportwissenschaften studiert. Als einer der wenigen Kicker im Profi-Geschäft nutzte er die reichlich vorhandene Freizeit, um sich zu bilden und die Zukunft fernab der Rasenplätze vorzubereiten. „Ich verstehe gar nicht, warum das so wenige tun, die Kapazitäten dafür sind da, selbst wenn es dann mal ein Zehn-Stunden-Tag wird“. Er hatte die Kurse stets so gewählt, dass die Trainingszeiten nie tangiert werden.

Seit dem 1. Juli ist er jetzt Mitarbeiter in der medizinischen Abteilung der Sportreha am Erfurter Kreuz. Diese hat rund 50 Angestellte und liegt etwa 200 Meter entfernt von der Sportklinik, die Vater Peter leitet. „Ich wurde familiär nie gedrängt oder unter Druck gesetzt. Doch ich bin sehr froh, nun diesen Schritt getan zu haben. Die Tür im Fußball ist zu, eine andere hat sich geöffnet. Ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit“.

Die Tätigkeit ist vielfältig, reicht von medizinischen Untersuchungen über sportliche Tests nach Operationen bis hin zur täglichen Arbeit als Therapeut. Martin Ullmann betreut Freizeit- und Leistungssportler, Frauen und Männer mit Beschwerden jeglicher Art, wobei er in die Theorie praktische Erfahrungen bestens einfließen lassen kann. „Denn ich hatte mit 18 eine schwere Knie-OP, inzwischen habe ich eine Arthrose. Insofern kenne ich die Schmerzen und Sorgen der Patienten allzugut, ich bin ja einer von ihnen“, so der 32-Jährige, der im August erstmals Vater wird.

Der Sport fasziniert ihn in all seinen Facetten, vor allem jener, bei dem etwas Rundes eine Rolle spielt. „Egal, ob Volley-, Hand- oder Basketball oder auch Golf“. Und natürlich ist er auch an Fußball weiterhin hochinteressiert, „obwohl ich finde, dass im Vergleich zu anderen Bereichen der Gesellschaft zu viel Geld im Umlauf ist, manche Akteure zudem leider das Klischee vom arroganten Fußballer erfüllen.“ Heutzutage würden diese allerdings eher die Ausnahme bilden.

Mit dem FC Rot-Weiß und dem FC Carl Zeiss fiebert er nach wie vor mit. Da beide Vereine in unterschiedlichen Ligen spielen, muss er sich bei einem direkten Duell auch nicht auf ein Unentschieden festlegen. „Rot-Weiß wünsche ich einen guten Start, Jena nach der unglücklichen Heimniederlage zum Auftakt am Wochenanfang natürlich den ersten Punktgewinn“. Trikots hat er von beiden Vereinen noch im Schrank. Doch im grünen Shirt fühlt sich Martin Ullmann sichtlich wohl.