Buxtehude. Bei kämpferisch starken Norddeutschen muss THC-Trainer Herbert Müller in die Trickkiste greifen, um die zwei Punkte mit nach Hause nehmen zu können.

Die Handballerinnen des Thüringer HC haben ihren Lauf fortgesetzt. Nach den glänzenden Spielen in der European League gewannen sie am Mittwoch in einem bis zuletzt spannenden wie intensiven Duell bei Buxtehude mit 27:25 (12:12) und bleiben Bundesliga-Primus Bietigheim weiter auf den Fersen. Eine Minute vor Schluss band Nathalie Hendrikse mit ihrem fünften Siebenmetertor den Sack zu.

Hinter dem Team von Trainer Hebert Müller lag indes ein besonders hartes Stück Arbeit. Buxtehude machte es ihm von Beginn an schwer. Durch eine extrem offensive Deckung hielten die BSV-Frauen die Gäste vom Tor fern und störten den Fluss ihrer Angriffe. Erschwerend kam hinzu, dass Annika Lott bei ihrer Rückkehr in die Heimat nach 20 Minuten bereits zwei Zeitstrafen erhalten hatte und Sonja Frey humpelnd vom Feld musste. Sie hatte das Knie bereits vorher verbunden und konnte nicht weitermachen.

Vor allem aber gelang es den Gästen nicht, um aus ihren zahlreichen Ballgewinnen durch gute Abwehrarbeit entsprechendes Kapital zu schlagen. Immer wieder war Endstation bei Marie Andresen. Selbst Annika Lott fand in Buxtehudes Torhüterin ihren Meister. Sie warf mit ihrem Doppelpack zum 23:21 (54.) aber das entscheidende kleine Plus heraus und war ein Sieggarant. Neben einem Joker namens Lydia Jakubisova.

Sonderlob von Herbert Müller

„Es ist unfassbar, was diese Frau im zarten Alter von 41 aufs Feld zaubert“, hob Herbert Müller die Slowakin hervor. Gleichwohl er lange gezögert hatte, die Linkshänderin ins Spiel zu nehmen, brachte er sie nach dem 0:3-Lauf kurz nach der Pause. Mit „Nemo“, wie sie seit Jahr und Tag beim THC gerufen wird, gewann die Abwehr noch einmal an Stärke, was nicht zuletzt die Wende brachte. Die Tragik besteht nur darin, dass die Spieler-Trainerin der zweiten Mannschaft nun für die Partien der Reserve festgespielt ist.

Dass Herbert Müller diesen Trumpf ziehen musste, wertete Buxtehudes Trainer Dirk Leun als Kompliment und lobte ohnehin den Einsatz seiner jungen Mannschaft: „Wir haben ein Handballspiel geliefert, super gekämpft, auch in kritischen Phasen den Kopf oben behalten. Ich habe viele richtig gute Sachen gesehen, die mir richtig Spaß gemacht haben. Am Ende gewinnen wir das Spiel nicht. Das ist der kleine Wermutstropfen.“

Eindruck hinterließ neben Andresen im Tor auch Isabelle Dölle. Vor allem in der ersten Hälfte fand sie immer wieder die Lücke und stach ebenso wie Annika Lott mit sieben Treffern heraus.

Nach dem Sieg im Fernduell mit dem ebenfalls siegreichen Verfolger Dortmund (28:24 gegen Neckarsulm) geht es nach einem Tag Regeneration weiter. Am Freitag sitzen sie im Hochgeschwindigkeitszug Richtung Paris, wo tags darauf für den feststehenden Spitzenreiter aus Thüringen das letzten Gruppenspiel in der European League bei Paris 92 ansteht (18 Uhr).