Jakob Maschke über die Thuringia Bulls, die entgegen der Vorzeichen einen Weg gefunden haben, sich an der Spitze zu behaupten.

Enttäuscht rollten die Thuringia Bulls von dannen. Nach fast dreijähriger, 75 Siege andauernder Dominanz im deutschen und europäischen Rollstuhlbasketball hatte sie mit dem RSV Lahn-Dill jene Mannschaft, die diesen Status zuvor innehatte, deklassiert. Der beeindruckende Siegeszug der Elxlebener, des gallischen Dorfs auf Europas Rollstuhlbasketball-Landkarte, schien beendet; der Erzrivale, der die Szene für lange Zeit beherrscht hatte, wieder an der Spitze zu stehen. Zu eindeutig hatte er den Thüringern deren Vormachtstellung scheinbar wieder entrissen.

Ihre zeitweilige Dominanz, als der Sieger in allen Wettbewerben vorher festzustehen schien, mögen die Elxlebener eingebüßt haben. Doch dass sie nun auch ohne die beiden abgewanderten Weltklassespieler Matt Scott und Jake Williams deutscher Meister wurden, gegen ein Lahn-Dill in Bestbesetzung, ist sogar noch höher einzuschätzen als die Erfolge der Jahre zuvor mit ihrem Dream-Team. Zumal in der Corona-Saison errungen, nach der die eigene wirtschaftliche Existenz noch immer gefährdet ist.

Sie haben einen Weg gefunden, dennoch auf Augenhöhe mit Lahn-Dill um die Vorherrschaft weiterzuspielen, ihnen den nationalen Titel zum vierten Mal in Folge vor der Nase wegzuschnappen. Mit überragendem Teamgeist und zwei sich optimal ergänzenden Centern Alex Halouski und Vahid Azad.

Und einem Trainer Michael Engel, der dieses gallische Dorf als emotionaler Häuptling anführt.