Dirk Pille zur Bewegungsarmut in Corona-Zeiten.

Wann haben Sie zuletzt Kindern beim Fußball spielen zugesehen? Vielleicht im eigenen Garten. Sicher nicht auf dem Rasen hinter der Schule. Da dürfen höchstens ganz kleine Gruppen ihre Übungen kontaktlos verrichten. Immerhin mittlerweile ohne Maske, weil man die Ansteckungsgefahr mit dem Virus endlich in den Klassenräumen und nicht an der frischen Luft verortet hat.

Schulsport aber ist auch in Thüringen endgültig zum Nebenfach degradiert. Die tägliche Sportstunde war schon vorher Fantasie. Dabei ist ein gesunder Körper ebenso bedeutsam wie ein schlauer Kopf. Den Schulsport in der Krise allein den teilweise nicht mal für dieses Fach ausgebildeten Lehrern zu überlassen, ist ein Armutszeugnis. Die Bemühungen vieler Sportlehrer sind beeindruckend. Doch Internet bleibt Internet. Vor allem die Kinder, die schon vorher nur im Sportunterricht zur Aktivität „gezwungen“ wurden, fallen nun völlig durch das Raster. Dabei trifft es vor allem Schüler aus ärmeren Familien, wissen Thüringens Lehrer, die zudem zunehmend den Kontakt zu ihren Schützlingen verlieren.

Doch auch manche Eltern werden zu Hause dick und schließlich krank. Der Deutsche Sportbund fordert eine Bewegungskampagne. Bewegung auf Rezept. Eine Rechnung, die selbst für die sparsamen Krankenkassen am Ende aufgehen könnte. Die Gesundheitskrise müsse man mit Gesundheit beantworten, sagt beispielsweise Sportwissenschaftler Prof. Ingo Froböse. Er rechne mit der Verdoppelung der Gesundheitskosten bis 2030. Es drohen dabei ungeheure 600 Milliarden Euro Ausgaben pro Jahr.

Corona taugt nicht als Entschuldigung. Die Lösung ist einfach: Laufen, laufen, laufen – egal wo.