Steffen Eß über die Sommerspiele 2021.

Japans Regierungschef demonstriert Entschlossenheit, an der Austragung der Sommerspiele festzuhalten. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit. Doch die Anzeichen verdichten sich, dass am 23. Juli kein olympisches Feuer in Tokio brennt.

Sinkender Rückhalt durch die Bevölkerung, vermehrte Kritik, rasant wachsende Infektionszahlen, ein später Impfstart und nun der Bericht vom hinter den Regierungstüren beschlossenen Aus: Im Land der aufgehenden Sonne ist es um die Olympia-Austragung in sechs Monaten duster bestellt. Droht ein Abschied auf Raten?

Die eng verwobenen Wirtschaftsinteressen zwischen IOC, mächtigen Werbepartnern sowie japanischen Großunternehmen und dem Gastgeberland sind Gründe für das lange Hinauszögern gewesen, das weltgrößte Sportereignis um zwölf Monate zu verschieben. Rechtliche und ökonomische Verwerfungen als Folge einer Absage dürften weiter ein starkes Motiv bilden, um in der Entscheidungsverkündung den Funken Hoffnung zu erhalten.

Eine Absage hätte weltweite Folgen. Sie hinterließe in Japans Infrastruktur ein Milliardengrab. Die Auswirkungen auf den Weltsport selbst sind dagegen kaum abschätzbar. Wegbrechende Sponsorenerlöse und womöglich Rückzahlungen sind eine Seite. Die nationalen Verbände sind auf die IOC-Gelder angewiesen. Ohne sie geriete das Sportgefüge überall ins Wanken.

Schon einmal hat Japan die Spiele zurückgegeben: 1940, aus innenpolitischen Gründen heraus. Platzt der Traum von Tokio 2021, schwindet das Vertrauen.

Eine Frage scheint zu sein, was schwerer wiegt? Die Furcht vor gigantischen ökonomischen Verlusten, vor beschädigtem Ansehen odereinem kaum kalkulierbaren Gesundheitsrisiko für Land und Leute.

Festhalten, Absage oder doch noch ein Plan B? Japan steht vor der schwersten Entscheidung, die je ein Gastgeberland zu treffen hatte.