Axel Lukacsek über die Thüringer Fußball-Realität.

Zum Tag der deutschen Einheit hat auch Verbandsboss Fritz Keller ein paar fromme Wünsche geäußert. Im Osten mögen doch, bitteschön, mehr Klubs in die oberen Ligen aufsteigen. Weiter nach unten geht es schließlich auch nicht mehr. Denn im Fußball könnte die Bilanz nach 30 Jahren kaum dramatischer ausfallen.

Ausgerechnet die Traditionsvereine Union Berlin und Erzgebirge Aue sind die Leuchttürme in den beiden oberen Spielklassen. Würden nicht Millionen aus Österreich nach Leipzig gepumpt, würde auch dort kein Bundesliga-Fußball rollen. Thüringen ist längst zum Fußball-Ödland geworden.

Ein Investor aus Belgien und nicht etwa aus Mitteldeutschland wohlgemerkt, hält den FC Carl Zeiss Jena – inzwischen nur noch in Liga vier – am Leben. Und beim FC Rot-Weiß Erfurt hat das jahrelange Vabanquespiel um die Zweitligaträume den Klub nicht nur in die Insolvenz. sondern fast in den Abgrund getrieben. Von Liga zwei ist man hier Lichtjahre entfernt.

Das große Problem des Ostens ist es, dass die Entscheidungsträger der wirtschaftlichen Schwergewichte alle woanders sitzen. Damit wird das Geld eben meist auch woanders ausgegeben. Da braucht es schon eine ganze Region, solides Arbeiten im Verein und richtige Entscheidungen der Führungsgremien, um nicht in den Strudel nach unten gerissen zu werden. Hinzu kommen die vergleichsweise geringen Fernsehgelder in Liga drei. Die Versuchung ist groß, sich zu übernehmen, um es nur irgendwie in die 2. Bundesliga zu schaffen.

Die Realität in Thüringen könnte 30 Jahre nach der Einheit ernüchternder kaum sein. Nach zwei Abstiegen sind Jena und Erfurt – mal weniger, mal mehr – gar von der Drittklassigkeit noch weit entfernt.