Berlin. Bei Deutschlands Eisschnellläufern muss Sportdirektor Kulik gehen. Ex-Topläufer Dittrich kümmert sich künftig ums Marketing.

Bei der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) wird gerade jeder Stein umgedreht. Seitdem Matthias Große vor 56 Tagen als kommissarischer Präsident den einst erfolgreichen Verband übernahm, dreht sich längst auch das Personalkarussell. Nun hat der Berliner jener Entwicklung neuen Schwung gegeben. Der Unternehmer kündigte an, dass Sportdirektor Matthias Kulik mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden ist.

Große hatte tags zuvor die Mitglieder, Vereine und Landesverbände in einer vertraulichen Mitteilung davon unterrichtet. Er begründete die Trennung zum 31. Januar 2021 mit „grobem sportfachlichem Fehlverhalten über Monate“ und sprach von nachweislichem Schaden. Er rechne nach eigenen Aussagen zugleich mit einer juristischen Auseinandersetzung vor dem Arbeitsgericht. Es ist nicht die erste Entlassung, die Große vollzogen hat. Vor wenigen Wochen trennte sich der Verband von Bundestrainer Erik Bouwman.

Der Berliner fegt nicht nur mit eisernem Besen, er hat inzwischen auch neue Gesichter im Verband installiert und will damit zeigen, dass er die Ärmel hochkrempelt. Was die Landesverbände und Vereine von all den Aktivitäten halten, können sie auf der Mitgliederversammlung der DESG am 19. September in Frankfurt/Main kundtun. Dann will Große im Amt bestätigt werden.

Nachdem er zuletzt die Bildung einer neuen Mannschaft unter der Leitung von Olympiasiegerin Gunda Niemann-Stirnemann und Andreas Behr (beide Erfurt) als Teamkoordinatoren umsetzte, wird nun auch die Arbeit des bisherigen Sportdirektors Matthias Kulik in neue Hände gelegt. Große präsentierte dafür mit Nadine Seidenglanz eine ehemalige Eisschnellläuferin.

Die 36-Jährige lebte zuletzt in Frankreich und arbeitete nach dem Ende ihrer Karriere im Jahre 2007 bei der Eisschnelllauf-Großmacht Holland, wo sie beim Verband tätig war. Weil Große vorerst wegen des zu erwartenden Rechtsstreits mit Kulik die Stelle offiziell nicht neu besetzen kann, ist die Aufgabe von Seidenglanz sperrig umschrieben: Generalbevollmächtigte des Präsidenten für sportfachliche Fragen.

„Meine Aufgabe besteht darin, mir zunächst einen Überblick über die finanzielle Situation des Verbandes zu verschaffen“, sagte Seidenglanz, die im November 2006 bei der deutschen Meisterschaft in Erfurt eines ihrer letzten Eisschnelllauf-Rennen bestritten hat und dort beim Sieg von Stephanie Beckert noch einmal 5000-Meter-Bronze holte. Große kündigte zudem an, dass der einstige Chemnitzer Langstreckenspezialist Frank Dittrich, Vizeweltmeister von 1997, eine neue Marketingstrategie für den Verband erarbeiten soll.

Große stellte zudem einen Teil seines Teams vor, das sich mit ihm am 19. September zur Wahl stellen wird. Während der bisherige Vizepräsident Uwe Rietzke (Dresden) ankündigte, sich nicht zur Wahl stellen zu wollen, will die Berlinerin Marina Wunderlich ­neue Schatzmeisterin werden. Harald Löffler aus Oberstdorf kandidiert als Vizepräsident Shorttrack und auch Gert Oestreich (Dresden) wird für ein Präsidentenamt antreten.

„Wir wollen damit zeigen, dass wir eine Zukunft haben“, so Große. Ein Gegenkandidat hat sich bisher noch nicht zu erkennen gegeben.