Eisenach. Zweitligist ThSV Eisenach lehnt Geisterspiele ab. Frauen des Thüringer HC startet womöglich später in die neue Spielzeit.

Für Rene Witte ist das Sache klar. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Saison fortgesetzt werden kann, zumal bis zum 31. August ja Großveranstaltungen nicht erlaubt sind“, sagt der Manager des ThSV Eisenach, für den auch Geisterspiele keine Alternative darstellen: „Das wäre der wirtschaftliche Tod.“ Die Haltung beim Handball-Zweitligisten scheint damit klar. Wie nun beschlossen ist, werden in einer Abstimmung alle 36 Erst- und Zweitligisten darüber befinden, ob sie die Spielserie angesichts der Corona-Krise abbrechen werden.

Schon am kommenden Montag oder Dienstag erwartet die Handball-Bundesliga (HBL) eine Entscheidung. Stimmt eine Dreiviertel-Mehrheit dafür, wäre die Spielzeit 2019/20 vorzeitig beendet. Über Meister sowie Auf- und Absteiger würde jedoch das HBL-Präsidium das letzte Wort haben. Ginge die Serie doch noch weiter, müsste sie laut HBL-Beschluss bis zum 30. Juni beendet sein.

Für diesen Fall gebe es mehrere Szenarien, hieß es nach einer Videokonferenz der HBL. Zu den Varianten zählen Geisterspiele wie auch Turniere an bestimmten Orten, die innerhalb weniger Tage veranstaltet werden. Grundlage jedoch bilden überall angemessene Trainingsbedingungen. Die sind momentan aber nicht gegeben. Egal wie entschieden wird, die Liga rechnet mit Diskussion. „Wir werden keine 100-prozentige Gerechtigkeit herstellen können“, sagt HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann.

Beim Thüringer Zweitligisten hat man sich längst dafür gewappnet, die ohnehin schwierige wirtschaftliche Lage angesichts fehlender Zuschauereinnahmen abzumildern. Die Eisenacher haben bei ihrer Aktion „#Weltrekordspiel ThSV Eisenach vs. Corona“ inzwischen die ersten Ziele erreicht. Für das virtuelle Duell sind nach einer Woche bereits mehr als 4200 fiktive Eintrittskarten an mehr als 200 Besteller verkauft worden. „Das ist ein toller Zwischenstand. Wir hoffen, dass unsere Aktion zu einem Erfolg wird“, sagt Manager Rene Witte.

In der höchsten Spielklasse der Frauen hat indes die Corona-Krise womöglich bereits Auswirkungen auf das nächste Spieljahr. Die Handball-Bundesliga der Frauen (HBF), die bereits abgebrochen ist, schließt einen späteren Start der Saison 2020/21 als vorgesehen nicht aus. Wir werden uns mit Alternativszenarien auseinandersetzen müssen“, erklärt Geschäftsführer Christoph Wendt. „Im Moment kann man leider nur hoffen.“ Wie die Szenarien aussehen könnten, lässt er offen.

Saisonwertung weiter offen

Der Rahmenspielplan besagt, dass die Serie am 5./6. September beginnt. Das letzte August-Wochenende ist planmäßig dem Supercup vorbehalten. Dessen Austragung setzte voraus, dass es einen Meister gibt und einen Pokalsieger. Jener Termin ist aber auch angesichts der Verbots von Großveranstaltungen bis zum 31. August fraglich. Nach dem Abbruch der Saison hat sich die Liga allerdings noch nicht festgelegt, wie diese gewertet werden und wer die internationalen Startplätze erhalten soll, nachdem gerade 18 von 26 Spieltagen ausgetragen worden sind. Unklar ist, ob und wann das für den 23./24. Mai abgesagte Final Four um den DHB-Pokal stattfinden kann. „Sollte das Final Four an den Saisonanfang rücken, müsste für einen möglichen Supercup ein neuer Termin gefunden werden“, benennt Wendt eine Möglichkeit.

Er macht das Ergebnis der Saison-Wertung davon abhängig, wie die Empfehlung einer Arbeitsgruppe der Handball-Bundesligen und des Deutschen Handball-Bundes ausfällt. „Daraufhin werden wir eine Entscheidung treffen“, so Wendt. Klar ist nur, dass es diese Saison keine Absteiger gibt. Ob es Aufsteiger gibt, wird noch entschieden.

Geisterspiele ausgeschlossen

Eine Fortführung des Spielbetriebes ohne Publikum lehnt Wendt ab: „Geisterspiele im Bereich der Handball-Bundesliga sind keine dauerhafte Option“, meint er und hebt die Bedeutung von Einnahmen für die Vereine „durch Tickets, Catering und Werbeleistungen für Sponsoren, die sich in erster Linie auf die Reichweite in der Halle beziehen“, hervor.

Durch den Ausfall von knapp einem Saisondrittel hat das Gros der Klubs ohnehin mit Verlusten zu kämpfen. Angesichts der schwierigen Lage versucht die HBF zu unterstützen. Im Bereich der Berufsgenossenschaft etwa werde gesprochen, inwieweit Zahlungsaufschübe möglich seien, so Wendt. „Ansonsten schauen wird, dass wir den Vereinen im Lizensierungsverfahren entgegenkommen.“

Tickets gegen „Corona“

Der ThSV Eisenach hat für sein virtuelles Spiel gegen Corona bereits 4200 Tickets verkauft. Mit der aktuell erreichten Zahl wäre die 3140 Zuschauer fassende Werner-Aßmann-Halle längst ausverkauft. Als nächsten Schritt peilt der Zweitligist die Marke von 9270 Tickets an. Er beziffert den Bestwert aus der laufenden Saison beim Punktspiel zwischen Hamm-Westfalen und dem VfL Gummersbach. Den von Eisenach angestrebten Handball-Weltrekord indes erreichte im September 2014 das Spiel zwischen den Rhein-Neckar Löwen und Hamburg mit 44.189 Zuschauern. Bei seiner Aktion bietet der ThSV die Tickets zum Stückpreis von zwei Euro an. Gekauft werden können die Karten im Internet unter
www.thsv-eisenach.de/weltrekordspiel. Unterstützer können sich aber auch per Mail (marketing@thsv-eisenach.de) oder telefonisch in der Geschäftsstelle (03691-72360) melden.