Marco Alles berichtet von der Biathlon-WM.

Zwei, drei Meter hoch türmen sich die Schneeberge am Rand der schmalen Straße, die sich zur Pokljuka hinaufschlängelt. Auf den dicht stehenden Fichten liegt ein Mantel aus schwerem Weiß. Der Nationalpark Triglav im Nordwesten Sloweniens, der in den Sommermonaten Wanderer, Radfahrer und Nordic Walker aus allen Teilen Europas anlockt, präsentiert sich den Biathleten derzeit als Winter-Wunder-Welt.

Wer, wie die meisten der WM-Teilnehmer, im nur 20 Kilometer entfernten Bled sein Quartier bezogen hat, wird im ersten Moment seinen Augen nicht trauen. Doch der Regen, der den 8000 Einwohner zählenden Kurort seit Tagen aufweicht, verwandelt sich auf dem mehr als 1300 Meter über Null gelegenen Hochplateau in Schnee. Ein Traum für jeden Wintersportler.

Allerdings sind Ski-Touristen wegen der Corona-Pandemie auf der Pokljuka ebenso wenig zugelassen wie Biathlon-Anhänger. Mehr als 100.000 Tickets hätten die Organisatoren für die neun Wettkampftage verkaufen können; die Nachfrage vor allem auch aus Deutschland ist enorm gewesen. Bis zuletzt hatten sie noch gehofft, täglich wenigstens 500 Zuschauern den Eintritt gewähren zu dürfen. Vergeblich.

Im Land selbst gehört Biathlon zu den beliebtesten drei Winterdisziplinen – hinter den Skispringern und Alpinen. Das mag erstaunlich klingen, weil die Erfolge der Skijäger überschaubar sind. Doch die Slowenen mögen es actionreich und lieben ihre Traditionen. Und sie wissen sich zu helfen. Mit Jakov Fak ist ihr einziger Medaillenkandidat ein gebürtiger Kroate, der einst ohne Umschweife die slowenische Staatsbürgerschaft erhielt. Und sich mittlerweile auf der schneereichen Pokljuka heimisch fühlt.