Schöndorf. In den USA hat die Meisterrunde im American Football begonnen. Der Weimarer Marcus Haubold ist besonders aufgeregt

Weimar. Es war eine lange Nacht, sagt Markus Haubold, der Trainer der Kreisoberliga-Fußballer des Schöndorfer SV. „Und es hat wieder Nerven gekostet ohne Ende“, fügt er an - doch am Ende durfte er am frühen Sonntagmorgen mit geballter Freudenfaust ins Bett fallen: seine Footballer der Tampa Bay Buccaneers haben ihr erstes Playoff-Spiel in der Saison der NFL gewonnen. Mit 31:23 gegen Washington. Der Traum vom „Finale dahoam“, er lebe weiter, sagt Haubold. Der Super Bowl findet in diesem Jahr nämlich in Tampa, Florida, statt.

Man merke, dass das Team um seinen Superstar Tom Brady immer besser werde, sagt Haubold. Die ersten Partien der Spielzeit seien noch recht schleppend gelaufen. „Weil es im vergangenen Sommer keine Pre-Season, keine Vorbereitungsspiele gab. Nun werden sie immer besser“, sagt Haubold. Die Hauptsache ist erst einmal: Sie sind eine Runde weiter. Und nun? „Wer es einmal in die Playoffs geschafft hat, für den ist grundsätzlich alles möglich“, erklärt der Fußball-Trainer, der sich seit über 20 Jahren für den American Football interessiert.

Favorit seien seine Buccaneers indes nicht, vor der Saison hätte er auf ein Finale zwischen Kansas City und den Green Bay Packers getippt. Nun aber halte er auch für möglich, dass Tampa das Ding zieht. Im nächsten Spiel geht es nach New Orleans, zu den Saints mit deren Star-Quarterback Drew Brees. Dort habe Tampa nach den zwei Pleiten in der regulären Saison schon etwas gut zu machen. „Das kann aber auch in die Hose gehen, beim letzten Spiel gelangen uns gerade mal drei Punkte“, sagt Haubold.

Tom Brady hat sich aber schon in den sozialen Netzwerken zu Wort gemeldet und freut sich diebisch aufs Duell in Louisiana. „Das Video habe ich auch gesehen. Er will es halt nicht so stehen lassen, zweimal in der Saison gegen die zu verlieren“, sagt Haubold. Gespannt sei er als Fan der Buccs - am nächsten Wochenende wird's also auf alle Fälle wieder spät.

Elf Partien hat Tampa in der regulären Spielzeit gewonnen, so viel wie lange nicht mehr. Im vergangenen Sommer schlug das Team aus Florida kräftig zu, holte neben Brady noch dessen frühere Mitstreiter von den New England Patriots, Rob Gronkowski und Antonio Brown. „Mit dieser Offensive ist alles möglich. Nur in der Defensive müssen sie zulegen, um am Ende das Ding in die Höhe zu hieven“, sagt Haubold. Der Weg zum Super Bowl ist steinig, erst die Saints, dann droht Green Bay und im großen Finale Kansas City.

„Das sind drei Megabrocken“, sagt der Weimarer. Das bedürfe es dreier Sahnetage. Schon gegen Washington hat es einen gebraucht, weil auch dessen Quarterback Taylor Heinicke richtig gut drauf gewesen sei. „Aber am Ende bleibt Brady einfach immer verdammt ruhig, egal wie das Momentum war, wie hektisch es wurde. Er hat sein Spiel gemacht und das Ding gewonnen. Und darauf kommt es an. Er hat ja nicht ohne Grund schon sechs Ringe um den Finger und stand acht-, neunmal im Finale. Er macht dich als Team besser“, sagt Haubold. Grund dafür sei, dass Brady wahrhaftig schon alles erlebt habe. Von großen Siegen bis zu enttäuschenden Niederlagen. „Dem machst du nichts mehr vor“, erklärt der Fußball-Trainer.

Nun fiebert er eine Woche dem nächsten Spiel entgegen. In der Nacht von Sonntag auf Montag, 0.40 Uhr ist Anstoß, wird es dann ernst. Seine Frau wird dann schon wissen, ob ihr Team weiter ist. „Sie ist Fan der Green Bay Packers, dem potentiellen Gegner in der Runde darauf“, sagt Haubold und lacht. Der Hausfrieden ist aber nicht in Gefahr. „Wenn es wirklich zum direkten Duell kommt, steht auf alle Fälle eines unserer Teams im Super Bowl“, sagt er. Die Packers haben bereits Samstagabend Heimrecht gegen die Los Angeles Rams. Es wird also wieder ein langes Football-Wochenende. Eines, das wieder Nerven kosten wird.