Altenberg. Nach 20 Jahren wird mit Christopher Grotheer wieder ein Thüringer Skeleton-Weltmeister.

Als Christopher Grotheer mit fast 120 km/h auf seinem Skeletonschlitten durch das Ziel flog, glaubte er, der Weltmeistertitel sei ihm durch die Hände gerutscht. Doch dann erblickte er statt einer „3“ die „1“ auf der Anzeigetafel. „Ich bin ja introvertiert, aber da habe ich alles rausgelassen“, sagte der Oberhofer strahlend. 20 Jahre nach Andy Böhme hatte mit Grotheer wieder ein Thüringer den WM-Titel der Männer für Deutschland geholt.

In einem irren Rennen „überholte“ Grotheer in der letzten Kurve Axel Jungk noch einmal. Sein sächsischer Teamkollege war im letzten Lauf zwischenzeitlich von Platz drei ganz nach vorn gefahren. Zwei Hundertstelsekunden hatte Grotheer am Ende Vorsprung. Nur 0,05 Sekunden lag Alexander Gassner (Winterberg) hinter dem Oberhofer auf Platz drei. Ein historischer deutscher Dreifach-Erfolg war geglückt.

Im Ziel flossen Tränen. Die Frauen im Leben des gebürtigen Wernigeröders heulten vor Glück in der ersten Reihe der voll besetzten Fan-Tribüne. Freundin Mary-Ann aus Hildburghausen umarmte ihren Christopher innig. „Die Liebe hat mir geholfen bei dem, was ich in dieser Saison durchgemacht habe.“, schluckte Grotheer. Viele hätten an ihm gezweifelt, als er die nationale Weltcup-Qualifikation verpasst hatte und erst hier in Altenberg von Bundestrainer Dirk Matschenz wieder eine Chance bekam, sich zu beweisen. „Als es darauf ankam, war ich voll da“, sagte der 27-jährige Bundespolizist, der 2019 in Whistler noch WM-Vierter geworden war.

Mit seinem Titelgewinn besitzt Grotheer nun noch die Chance auf eine weitere Medaille. Am Sonntag (10 Uhr) fährt er – wohl mit Tina Hermann (Königssee) – bei der Premiere des Skeleton-Mixed-Wettbewerbs um ein weiteres Gold. Deshalb fiel die Feier am Abend auch nicht ganz so ekstatisch aus.

Als Schneepflug gingen die deutschen Damen am Morgen in die Bahn. Hinter der starken Schweizerin Marina Gilardoni liegt Titelverteidigerin Tina Hermann (2./0,63 s zur) zumindest auf Medaillen-Kurs. Dahinter gehen Jacqueline Lölling (5.) und Sophie Griebel (7.) in die WM-Halbzeit. Die Suhlerin Griebel war mit ihrem Auftritt zufrieden: „Startbestzeit und konstante Läufe. da ist noch etwas drin.“

Am Samstag und Sonntag will sich auch der Henschleber Paul Krenz eine WM-Medaille sichern. „Alles gut“, sagte Anschieber Krenz, dessen Team um den Dresdner Pilot Nico Walther auf das Abschlusstraining im Viererbob verzichtete, um Mensch und Material zu schonen. Krenz ist nach seinem Knöchelbruch vor fünf Wochen wieder fit und heiß auf seine erste Viererplakette. Im Zweier war Walther den Tränen nah gewesen, als er im letzten Lauf von Platz zwei auf Rang vier abstürzte, weil die Kufen im Dauerregen nicht konkurrenzfähig waren. Der Sieg in der Königsdisziplin geht wieder nur über Lokalmatador Francesco Friedrich, der sich mit zehnten WM-Titel zum alleinigen erfolgreichsten Bobfahrer aller Zeiten krönen könnte.

Dabei werden Tausende Fans sein. Überlegungen, die WM wegen des Corona-Virus unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu Ende zu führen, wurden beiseitegelegt. Dafür sollen alle Tagesbesucher aber vom Roten Kreuz registriert werden.