Axel Lukacsek über den Auftakt der Eishockey-WM.

Damals, als die Blöcke auch politisch klar getrennt waren, stand zu Beginn einer Eishockey-Weltmeisterschaft fast schon in Stein gemeißelt: Auf dem Weg zum Titel kommt niemand so einfach an der Sowjetunion vorbei. Zuletzt blieb der Kreis der Favoriten zumindest überschaubar. Meist holten Russland, Kanada oder Schweden abwechselnd die Krone bei den Kufencracks. Weil nun aber nicht nur die nordamerikanische Profiliga NHL in vollem Gange ist, sondern zusätzlich noch das Corona-Virus die Reihen lichtet, ist der Ausgang dieser Titelkämpfe von Riga völlig offen und deshalb so spannend wie niemals zuvor.

War das Viertelfinale als formuliertes Ziel einst ambitioniert gewesen, so steht die Runde der besten acht Nationen nun für die deutsche Auswahl lediglich als Zwischenstation auf dem Papier. Immerhin hat die Mannschaft schon bei Olympia 2018 mit Silber bewiesen, dass sie durchaus in der Lage ist, die Gunst der Stunde zu nutzen.

Alte Erfolge aber zählen nicht, zumal mit NHL-Star Leon Draisaitl ein entscheidender Leistungsträger fehlt. Interessant wird die WM nun jedoch durch eine Thüringer Komponente. Moritz Seider, der vor dem Sprung in die NHL steht und gerade erst in der schwedischen Liga zum Verteidiger des Jahres gewählt worden ist, erlernte einst beim EHC Erfurt das Eishockey-Abc. Ausgerechnet der 20-Jährige soll nun zum Wegbereiter des deutschen WM-Coups werden. Experten trauen ihm sogar zu, dass er der WM seinen Stempel aufdrückt.

Der Auftaktsieg gegen Italien war indes nur eine Pflichtaufgabe. Wie weit der Weg nach ganz oben tatsächlich ist, wird schon am Pfingstmontag das Vorrundenduell gegen Vizeweltmeister Kanada zeigen.