Meuselwitz. Holm Pinder, Trainer des Fußball-Regionalligisten ZFC Meuselwitz, spricht im Interview über neue Spieler und den Pokalfrust.

Seinen 50. Geburtstag konnte Holm Pinder im März nur im kleinen Rahmen begehen. Doch im Falle eines Sieges im Thüringer Landespokal könnte für den Trainer des Fußball-Regionalligisten ZFC Meuselwitz noch eine große Feier anstehen. Seine Erwartungen, den Personalstand und seinen EM-Tipp verrät er uns im Interview.

Sie haben mit fünf Jahren das Fußballspielen begonnen, bis 2007 aktiv gekickt, sind seitdem als Trainer und Funktionär in Meuselwitz tätig: Doch eine Saison wie die vergangene haben Sie noch nicht erlebt?

Definitiv. Ein Trainerwechsel während der Hinrunde ist nichts Besonderes. Dass ich recht kurzfristig als Interimslösung agiere, war für mich auch selbstverständlich. Mit dem letzten Spiel gegen BFC Dynamo fing dann aber das Wirrwarr an.

Das Wirrwarr?

Der Gegner hatte positive Coronafälle, anschließend waren Spieler von uns betroffen. Wir mussten in die Pandemiepause. Dann sollten wir ab dem 16. November trainieren, uns auf Spiele bis in den Dezember vorbereiten, die allerdings abgesagt wurden. Es hieß, Vorbereitung zwischen Weihnachten und Neujahr, doch Mitte Dezember wurde auch der Januar als spielfrei festgelegt. Rolle rückwärts folgte auf Rolle rückwärts, bis schließlich der Saisonabbruch kam, durch den wir zumindest die Klasse halten konnten.

Dann war da ja auch noch die Entscheidung um den Landespokal…

Dieses Szenario können wir als Sportler schwer nachvollziehen. Es hieß lange, das Endspiel muss am 29. Mai stattfinden. Darauf haben wir uns alle ausgerichtet. Wir waren von Anfang an nicht begeistert, ein festgelegtes Finale zu bestreiten. Aber jetzt eine Pokalrunde zwischen der eigentlichen Urlaubszeit und der Saisonvorbereitung anzusetzen, ist schon ein Unding. Zumal wir nicht das kurzfristige Ziel Pokal, sondern eine Mammutsaison in der Regionalliga vor Augen haben.

Hätten Sie die Qualifikation für ein weiteres Jahr Regionalliga aus eigener Kraft geschafft?

Die Entscheidung am grünen Tisch gibt uns Planungssicherheit. Wir hätten ein großes Restprogramm gehabt und obwohl unsere Form stimmt, hätte es keine Garantie gegen den Abstieg gegeben.

Dabei ging es 2020 so gut los mit acht Punkten aus vier Spielen. Warum der Einbruch?

Am Ende zählen die Fakten. Wir haben nach elf Spielen den Trainer beurlaubt und mussten von fünf Spielern, die er mitbrachte, die Verträge auflösen. Insofern ist die Operation Koray Gökkurt schon in die Hose gegangen.

Im Team herrschte demnach Unzufriedenheit?

Es war eine kleine Zweiklassengesellschaft zwischen den heimischen Spielern und denen von weiter weg. Wir wollen künftig wieder auf Altbewährtes vertrauen, Spieler mit Stallgeruch verpflichten. Mit Benni Förster oder Sebastian Dartsch ist das bereits gelungen.

Und mit dem Ex-Kapitän von Carl Zeiss Jena, René Eckardt, ist ein weiterer Transfercoup in Sack und Tüten?

(lacht): Ihr hattet es ja schon länger auf dem Schirm, aber die Vertragsunterschrift gab es wirklich erst in dieser Woche. Wir freuen uns natürlich über Eckis Entscheidung, er wird uns guttun und zusätzliche Qualität reinbringen.

Wer steht denn noch auf der Wunschliste des Trainers?

Sehr gute Gespräche hatten wir mit Dominik Bock, der ebenfalls gewillt ist, vom FCC nach Meuselwitz zu wechseln.

Somit genügend Brisanz für das Pokalachtelfinale am 20. Juni – und das sogar vor Zuschauern...

Es könnte ein kleines Fußballfest werden, aktuell sind wohl um die 1300 Zuschauer zugelassen. In den Tests waren wir gut drauf und wir wollen so weit wie möglich kommen.

Mit dem Finale am 30. Juni in der heimischen Arena?

Wo du den Pokal holst, ist egal. Aber natürlich wäre es eine tolle Belohnung für die Spieler, hier in Meuselwitz zu feiern. Die Jungs haben sich die letzten Monate als Einheit gezeigt und hätten den Pokalsieg und damit ein Spiel im DFB-Pokal verdient. Es wäre eine Genugtuung.

Zum Schluss die Frage, die Fußball-Deutschland beschäftigt: Wer wird Europameister?

Ursprünglich dachte ich an Spanien, die haben mich zuletzt bei der U21-EM überzeugt mit ihrer Art zu spielen. Aber ich lege mich jetzt doch auf Deutschland fest. Wir sind ja alle Bundestrainer.