Jena. Das Software-Update für das umstrittene Blitzgerät TraffiStar 350s von Jenoptik dauert länger als geplant. Die Raser freut es, den Kommunen entgehen jedoch Einnahmen.

Das für Juli angekündigte Software-Update für das umstrittene Blitzgerät TraffiStar 350s kommt frühestens im Herbst. Wie der Thüringer Hersteller Jenoptik mitteilt, seien die Anforderungen an die Speicherung zusätzlicher Daten komplizierter als erwartet. „Wir arbeiten an den Jenoptik-Standorten Monheim und Hildesheim mit höchster Priorität an der Software-Entwicklung für TraffiStar 350. Deshalb gehen wir aktuell davon aus, dass die Neuentwicklung und der anschließende Jenoptik-interne Test innerhalb weniger Wochen noch im dritten Quartal abgeschlossen werden kann“, erklärte Jenoptik-Sprecherin Cornelia Ehrler.

Anfang Juli hatte der saarländische Verfassungsgerichtshof einem Kläger recht gegeben, der gegen einen auf Grundlage von Messungen des Gerätes erhobenen Bußgeldbescheid geklagt hatte. Laut Gericht ermöglichen die erfassten Daten keine ausreichende Prüfung der ermittelten Tempoverstöße. Im Saarland waren daraufhin nicht nur Blitzer vom Typ TraffiStar, sondern auch technisch ähnliche Anlagen anderer Hersteller vorerst abgeschaltet worden.

Jena verzichtet vorerst auf Panzerblitzer

Deutschlandweit sind rund 750 TraffiStar-Geräte im Einsatz. Auch in Thüringen werden damit Raser gestellt. Nach dem Urteil erklärte die Stadt Jena, dass sie wegen des Richterspruches vorerst auf ihren Panzerblitzer verzichten wird. Erfurt will zwei Panzerblitzer erst ab Oktober einsetzen. Weimar setzt vier Blitzer weiter ein. In Baden-Württemberg entschied das Verkehrsministerium, das Messgerät weiterhin im ganzen Land zu nutzen. Jenoptik erklärt dazu, dass das Urteil zwar nur im Saarland rechtlich bindend sei.

Es verunsichere aber auch Kommunen in anderen Bundesländern, ob und wie sie weiter gerichtlich sicher verwertbar gegen Temposünder vorgehen können. Dadurch sehe man sich nunmehr veranlasst, weitergehende Änderungen an TraffiStar vorzunehmen. Statt eine kurzfristig realisierbare, juristisch aber nicht hinreichende Umrüstung zu starten, arbeite man an einer umfassenderen Variante, die den Forderungen der Verfassungsrichter nachkommt.

Komplexität der Datensätze erhöht sich

Vorgesehen sei eine deutlich umfänglichere Speicherung der Daten, die während der Geschwindigkeitsmessung entstehen. Dadurch erhöhe sich die Komplexität der Datensätze und folglich auch der Speicherumfang je dokumentiertem Geschwindigkeitsverstoß, was wiederum mehr Zeit und Personal für die Entwicklung erfordere.

Abschließend geprüft würden die Änderungen durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Erst nach der Zulassung könne das Software-Update auf die Anlagen in Deutschland übertragen und eine neue Eichung der Anlagen durchgeführt werden.