Bad Langensalza. „Kannst du deinen Feind nicht besiegen, mache ihn dir zum Freund.“ Mit diesem Motto als Leitmotiv will der Gewerbeverein Bad Langensalza die Einzelhändler der Stadt zusammenbringen, um sich gegen den zunehmenden Druck durch Internethändler zu behaupten.

Denn der wachsende Online-Handel zehrt an der ohnehin schwachen Kaufkraft und führt zu einem Strukturwandel, an dessen Ende weiteres Ladensterben stehen könnte. Jüngste Studien zeigen, dass da nicht nur der Teufel an die Wand gemalt wird. Beispielsweise wurde Mühlhausen kürzlich auf „Zukunftsfestigkeit“ abgeklopft. Das Ergebnis: Mühlhausen gehört zu den 25 Verlierern in Deutschland, was Kaufkraft, Bevölkerungsentwicklung und Umsatztrend angeht. Das zumindest ist einer Veröffentlichung der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ zu entnehmen, die sich auf eine Studie des Instituts für Internationales Handels- und Distributionsmanagement (IIHD) beruft.

Obwohl Bad Langensalza in der Studie nicht vorkommt, treffe die Prognose auch hier zu, sagt Christian König, Vorsitzender des Gewerbevereins. „Während es in richtigen Großstädten mittlerweile wieder einen Zuwachs im Einzelhandel gibt, sind Mittel- und Kleinzentren extrem bedroht. Das liegt aber auch daran, dass der Handel lange geschlafen hat“, so König.

Die großen Internetplattformen wie Amazon oder Ebay locken Kunden mit Niedrigpreisen und bequemer Lieferung nach Hause. Diesen Verlockungen wolle man begegnen. „Wir müssen in Bad Langensalza unser Handelskonzept überdenken. Den Status einer Einkaufsstadt werden wir nie erreichen, aber wir haben eine enorme touristische Anziehungskraft“, erklärt Christian König.

Beratung der Kunden ist Stärke des Einzelhandels

Die Chance für Bad Langensalzas Händler liege im Urlaubsgefühl vieler Besucher, das die Geldbeutel ohnehin lockerer sitzen lasse. Gleichzeitig müsse man mit fachlich kompetenter Beratung überzeugen. Denn diese bieten Versandhändler nicht.

Beratung ist der Schlüssel zum Erfolg, darin sind sich viele Händler einig. „Gerade im Textilbereich sucht der Kunde Ansprechpartner. Die Kleidung soll individuell sein, es geht um die Größe und die Farbe. Dafür haben wir top-geschulte Mitarbeiter. Es ist etwas anderes, ein Stück im Laden anzuprobieren. Wir müssen uns über die Stärken definieren, die der Online-handel nicht hat. Alles andere entscheidet der Kunde“, sagt Sandra Trapp, Geschäftsführerin des Kaufhauses Schwager. Ein eigener Online-Shop sei aufgrund der benötigten Logistik für das Unternehmen nicht tragbar, fügt sie hinzu.

Die Salza-Buchhandlung hat bereits eine Internetseite, über die Buchbestellungen möglich sind. „Wir brauchen das Internet, das ist der Lauf der Zeit. Und meistens sind wir schneller als Amazon“, sagt Inhaberin Silvia Sertorelli. Noch sei der Anteil am Geschäft recht gering. Etwa jeden zweiten Tag gehe eine Online-Bestellung ein. Die meisten Kunden lassen sich das Buch in den Laden liefern. Denn auch im Buchhandel sei die Beratung für viele wichtig.

Der Internet-Shop ist laut Sertorelli ein Angebot ihres Grossisten, der die meisten Titel im Bestand habe. Diesen Vorteil hat freilich nicht jede Branche. Damit nicht jeder Händler allein gegen die digitale Konkurrenz antreten muss, will der Gewerbeverein das Angebot in der Stadt bündeln. „Ich kann mir eine Art Centermanagement vorstellen, wie in großen Einkaufszentren. Dort könnten Besucher alle Informationen zu Öffnungszeiten, Aktionen und Veranstaltungen erhalten“, sagt Christian König. Zugleich wolle man nach außen einheitlich auftreten – online, in Zeitungen, mit Broschüren.

Eine Aktion der Mediengruppe Thüringen, des Verlags unserer Zeitung, namens „Marktgeflüster“ soll dabei unterstützen, verschiedene Werbekanäle zu bespielen.

Auftaktveranstaltung „Marktgeflüster“, 16. März, 18.30 Uhr, Ratswaage. Infos unter Tel. (03603) 880 324 oder m.scharfe@mediengruppe-thueringen.de