Erfurt. Das Land Thüringen will in diesem Jahr von Reisenden aus anderen Bundesländern profitieren.

Rückgang der ausländischen Gäste um 64 Prozent, der inländischen um 41 Prozent: Die Thüringer Tourismus-Zahlen für das Jahr 2020 sind alarmierend und spiegeln die coronabedingten Auswirkungen wieder. Krisengewinner gibt es im Freistaat nicht, lediglich nicht so stark betroffene Regionen. Mit Blick auf die Übernachtungen sind die Folgen in der Rhön (minus 25 Prozent) oder im Thüringer Wald (minus 31 Prozent) geringer als in den Städten (minus 47 Prozent).

Da das dynamische Pandemiegeschehen mit Reiseeinschränkungen anhält, wird 2021 der Trend zum Inlandstourismus bleiben. Dass das eine Chance für Thüringen ist, sieht auch Franz Hofmann so. Der Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH (TTG) sagt: „Ziele in der Nähe, die bevorzugt mit dem Auto und möglichst abseits der Massen erreichbar sind, rücken in den Fokus.“ Es sei jedoch damit zu rechnen, dass Buchungen aufgrund der unsicheren Lage vor allem kurzfristig getätigt werden – Anbieter sollten sich transparent, flexibel und kulant zeigen.

Der Tourismuschef setzt für die kommenden Monate vor allem auf die Bundesgartenschau. „Mit ihr hat Thüringen in diesem Jahr das, wonach alle Bundesländer für die Wiederbelebung des Tourismus suchen – ein coronakonformes Reisethema.“ Dabei biete Thüringen mit Erfurt als Ausgangspunkt sowie 25 Außenstandorten beste Voraussetzungen für einen Urlaub.

Um die touristische Anziehung insgesamt zu verbessern, hat die TTG einen Qualitätsstandard definiert. Diesen Prozess haben 14 Anbieter erfolgreich durchlaufen, sie werden eingesetzt, um über die Landesgrenzen hinaus für den Freistaat zu werben. Weitere Berufungen werden 2021 folgen.

Hofmann kündigt zugleich an, dass die TTG für diesen Sommer ein digitales Messeevent mit nationalem und internationalem Fachpu­blikum sowie einen mehrtägigen Workshop plant. Dabei solle auch schon das kommende Themenjahr vorbereitet werden.

Dieses lautet „Welt übersetzen. Sprache lesen, hören, sehen in Thüringen“ – die TTG stellt dabei Luthers Einfluss auf Sprache, Musik und Kunst in den Mittelpunkt für Reiseerlebnisse.

An solchen Formaten hatte sich zuletzt aber immer wieder auch Kritik entzündet. So forderte Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch, dass mehr gezeigt werden müsse, was im Freistaat „einzigartig ist“. Schon seit Jahren sei die Rede davon, dass der Tourismus einen Schritt nach vorn gehen will, „aber es passiert viel zu wenig“. Gerade jetzt müssten die Tourismus-Verantwortlichen im Land „eine Strategie für die Zeit nach der Pandemie entwickeln“. Man dürfe alten Trends nicht hinterherlaufen. Es gelte, Thüringen mit seiner Kombination von Kultur und Natur marketingmäßig stärker als „Schatzkammer“ und „Grünes Herz“ darzustellen.