Erfurt. Eine Wirtschaftsstudie zeigt: Ungenutzte Wohnungen in ländlichen Regionen verursachen immer höhere Kosten.

Potsdam und Erfurt sind neben Berlin die einzigen Städte Ostdeutschlands mit einem Wohnungsleerstand unter 2,5 Prozent. Aus Sicht des Instituts der Wirtschaft (Köln) ist das der optimale Wert für einen funktionierenden Wohnungsmarkt.

Es gebe noch so viele Wohnungen, dass gute Möglichkeiten bestehen, ein passendes Quartier zu finden. Andererseits ist der Leerstand derart gering, dass frei werdende Wohnungen schnell wieder genutzt werden und Eigentümer somit kaum Zusatzkosten haben.

Allerdings treibt diese Situation aktuell Mieten und Gebäudepreise in die Höhe. Das zeigt der im März von der Landesregierung veröffentlichte 2. Thüringer Wohnungsmarktbericht.

40 Landkreise im Osten mit hohem Leerstand

Der gerade vom Institut der Wirtschaft (IW) vorgelegte Report zum Wohnungsleerstand untersucht die Situation in allen deutschen Kreisen und kreisfreien Städten. Die Zahlenbasis stammt aus dem Jahr 2016.

Neben Erfurt ist aus wirtschaftlicher Sicht der Wohnungsleerstand noch in Jena und Weimar mit bis zu fünf Prozent relativ gering. Ähnliche Werte erreichen im Osten Deutschlands nur noch Leipzig und Dresden in Sachsen sowie zwei Kreise im Speckgürtel um Berlin in Brandenburg.

Der Report zeigt deutlich, dass Deutschland beim Wohnungsleerstand zweigeteilt ist. In den alten Bundesländern stehen nur in den Kreisen Cochem-Zell, Hof, Pirmasens und Wunsiedel mehr als zehn Prozent der Wohnungen leer. Im Osten der Republik liegt die Quote dagegen bei 40 von 77 Kreisen. In Thüringen weisen acht Kreise und die Stadt Suhl diesen extrem hohen Leerstand auf.

Kaum Aussagen trifft der Report zur Art des Leerstandes und damit beispielsweise zur Qualität der Wohnungen oder zur Zeitdauer ausbleibender Vermietung. Folgen des Leerstandes können dann sinkende Attraktivität des Quartiers und der Gemeinde sein. Häufig nehmen Vandalismus und Kriminalität zu. Leerstand treibt aber auch die Pro-Kopf-Infrastrukturkosten in die Höhe. Es könne eine „Abwärtsspirale drohen, wenn Instandhaltungsmaßnahmen zurückgehen und mehr Einwohner fortziehen“, heißt es in der IW-Studie. Wohnungseigentümer seien in einer solchen Situation auf die Politik angewiesen, da sie „das Leerstandsproblem nicht allein lösen können“.

124.000 leerstehende Wohnungen in Thüringen

2014 standen in Thüringen etwa 124.000 Wohnungen leer, heißt es im 2. Thüringer Wohnungsmarktbericht. Seit 2012 sei die Leerstandquote im Freistaat relativ stabil.

Thüringenweit stehen vor allem Mehrfamilienhäuser leer. Besonders stark betroffen sind Wohnungsbestände, die vor dem Ersten Weltkrieg errichtet wurden. Zudem gelte, „je kleiner die Wohnung, desto größer ihre Leerstandswahrscheinlichkeit“.

Ein- und Zweifamilienhäuser bleiben dagegen kaum ungenutzt.

Auffällig ist zudem, dass sich private Wohnungseigentümer eher selten mit nicht vermieteten Wohnungen rumplagen müssen. Dagegen hätten Thüringer Wohnungsunternehmen und Kommunen sehr viel öfter gegen Leerstände zu kämpfen. Häufig betroffen seien nicht sanierte Wohnungen. Das könne bis zu einem Drittel der Bestände privater Unternehmen ausmachen, so der Bericht. In voll sanierten Beständen gibt es mit durchschnittlich vier Prozent nur wenig Leerstand.

Beide Analysen zeigen, dass in Ballungsgebieten Wohnungen fehlen. Leerstand im ländlichen raum bedeutet für Eigentümer häufig hohe Kosten.