Nach dem Hackerangriff gibt es viel Handarbeit bei der Produktion dieser Zeitung.

Zuerst die gute Nachricht. Die Zeitungen der Funke-Mediengruppe in Thüringen werden nach dem Hackerangriff der vergangenen Woche nach und nach wieder dicker.

Bis allerdings auch alle Lokalteile in gewohnter Form wieder erscheinen, kann es trotz des großen Engagements in allen Abteilungen noch etwas dauern. Denn auch das Druckzentrum in Erfurt ist durch die Attacke zu großen Teilen lahmgelegt worden.

"In normalen Zeiten", sagt Adrian Soballa, Leiter dieses Zentrums, "verlassen jede Nacht bis um 2 Uhr im Schnitt mehr als 220.000 Zeitungen der TA, TLZ und OTZ unsere Hallen." Auf bis zu drei Druckstraßen sind sie seit 20 Uhr entstanden und werden mit Lastwagen in die Städte und Landkreise Thüringens gebracht.

Darum können nur Regionalseiten erscheinen

Ginge es nur darum, diese gigantische Zahl zu drucken, wäre das selbst unter diesen erschwerten Bedingungen wahrscheinlich irgendwie zu schaffen. Aber es ist ja nicht nur eine Zeitung, die hier gedruckt wird, es sind auch nicht nur drei Titel, am Ende sind es eigentlich 35 verschiedene Zeitungen mit 35 unterschiedlichen Lokalteilen, die hier entstehen.

Und genau das macht die Produktion in diesen Tagen so schwierig. Denn all die Berichte, Meldungen und Kommentare, die die Reporter der Funke-Mediengruppe auch in diesen Tagen aus diesen Städten geschrieben, all die Fotos, die sie dazu gemacht haben, werden normalerweise vollautomatisch an das Druckzentrum in Erfurt weitergeleitet.

Strohhalm statt Schlauch

Seit dem Hacker-Angriff aber steht ein Teil der Leitungen nicht zu Verfügung. Was am Ende ungefähr so ist, als müsse man seinen Garten statt mit einem Schlauch durch einen Strohhalm gießen. "Wir haben da einen echten Engpass", sagt Soballa. "Und das ist ein Problem." Es ist leider nicht das einzige Problem. "Normalerweise arbeiten im Druckzentrum drei sogenannte Belichter mit deren Hilfe jeweils 300 Druckplatten in der Stunde hergestellt werden können", erzählt der 49-Jährige.

Eine Kapazität, die völlig ausreicht, um die täglich zwischen 2000 und 2500 benötigten unterschiedlichen Farbplatten für alle Seiten der Lokalausgaben zu produzieren. Die landen dann - auch voll-automatisch - an den passenden Stellen der einzelnen Druckstraßen und werden dort eingefügt. "Das wird mundgerecht serviert", sagt Soballa.

Nur so ist es auch möglich, die Zeitung - von Lokalausgabe zur Lokalausgabe unterschiedlich lange - immer wieder zu aktualisieren, auf den neuesten Stand zu bringen.

Belichter-Kapazität ist reduziert

Nach dem Hackerangriff der vergangenen Woche aber laufen zurzeit erst wieder zwei dieser Belichter. Zu wenig, um alle eigentlich benötigten Seiten zu belichten. "Damit kann man unmöglich alle Lokalteile produzieren", erläutert der Druckzentrumsleiter. Und damit kann man leider auch nicht mehr auf Dinge reagieren, die sich erst am Abend ereignen.

Erschwerend kommt hinzu, dass im Augenblick kaum noch etwas vollautomatisch passiert. Teilweise muss jeder Artikel auf einer Seite noch einmal angefasst und verschoben werden "Derzeit ist bei uns ganz viel Handarbeit angesagt."

Zum Glück gibt es viele Hände, die mitarbeiten. "Einige Mitarbeiter sind aus dem Urlaub zurückgekommen", erzählt Soballa. Und diese haben deshalb auch von Weihnachten nicht viel mitbekommen. "Das holen wir alles später nach."

Auch außerhalb des Zentrums arbeiten Techniker Tag und Nacht, um den Betrieb rund um die Druckstraßen in Erfurt wieder zu beschleunigen. Der außerplanmäßige Großeinsatz zeigt mittlerweile erste Erfolge. "Wir kommen", sagt Adrian Soballa, "jeden Tag wieder ein wenig mehr auf die Beine.“