Erfurt. Seit Jahresbeginn sind in Thüringen gerade einmal sieben neue Windräder errichtet worden. Der Landesverband Windenergie sieht fehlende Flächen und lange Genehmigungsverfahren als Hindernis für den Ausbau.

Der Bau von Windenergieanlagen ist in Thüringen ins Stocken geraten.

Gerade einmal sieben Windräder sind seit dem Jahresbeginn im Freistaat ans Netz gegangen, bestätigte am Dienstag der Thüringer Landesvorsitzende des Bundesverbandes Windenenergie, Frank Groß, auf Anfrage. „Darunter sind vier komplett neu errichtete Anlagen und drei, bei denen alte Anlagen durch leistungsfähigere ersetzt wurden“, sagte Groß.

An neuen Regionalplänen wird gearbeitet

Das größte Problem seien die fehlenden Flächen für Windräder an Land, so Groß. Die in den auslaufenden Plänen ausgewiesenen Vorrangstandorte seien bereits vollständig belegt. An neunen Regionalplänen werde derzeit aber erst gearbeitet.

Der schon vorliegende Plan für Mittelthüringen sehe lediglich geringe Flächen für den Bau neuer Windenergieanlagen vor.

Und im Entwurf des Regionalplanes für Ostthüringen habe man die ursprünglich vorgesehenen 0,8 Prozent der verfügbaren Flächen für Windräder in der überarbeiteten Fassung nochmals auf 0,4 Prozent gekürzt, zeigte sich Groß enttäuscht.

Erteilte Genehmigung bedeutet noch kein Baurecht

Nach seinen Worten erschweren auch die inzwischen extrem langwierigen Genehmigungsverfahren den Ausbau der Windenergie in Thüringen. „Musste man in der Vergangenheit zwischen einem dreiviertel und einem Jahr auf eine Genehmigung warten, dauert dies mittlerweile zwischen drei und fünf Jahre“, sagte Groß.

Die gesetzliche Regelung, die eine Entscheidung vom ersten Antrag bis zu einer Genehmigung binnen sieben Monaten vorsieht, werde regelmäßig in der Realität unterlaufen. Man setze die Frist erst an, wenn Unterlagen vollständig vorliegen, dies verzögerten viele Behörden allerdings durch die permanente Nachforderung von Gutachten oder ähnlichem.

Selbst eine erteilte Genehmigung durch die Landratsämter bedeute aber noch lange kein Baurecht, bedauerte Groß. Lege jemand einen Widerspruch dagegen beim Landesverwaltungsamt ein, könne sich das Verfahren erneut über mehrere Monate hinziehen.

Zwar könne man in dieser Zeit theoretisch schon bauen, allerdings auf die Gefahr hin, dass bei einem erfolgreichen Widerspruch dann ein Abriss der Anlage drohe. Das Risiko gehe kein Investor ein, sagte Frank Groß.

Bei der installierten Leistung aus Windrädern liegen im Ländervergleich nur Baden-Württemberg, Sachsen, Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg und Berlin hinter Thüringen.

Strom aus Windenenergieanlagen für 800.000 Haushalte

  • Derzeit produzieren in Thüringen 839 Windenergieanlagen auf rund 0,3 Prozent der Landesfläche klimafreundlichen Strom.
  • Damit können 800.000 Haushalte versorgt werden.
  • Windenergie sei für die künftige Energieversorgung und das Erreichen der Klimaschutzziele von großer Bedeutung. Es sollten deshalb vor allem jene Menschen von Windenergie profitieren, die die Windräder vor ihrer Haustür haben, fordert Dieter Sell von der Thüringer Energie- und Greentechagentur. Regionale Wertschöpfung sei entscheidend für die Akzeptanz von Windenergie.

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