Wie U2 Anfang der nuller Jahre wieder nach sich selbst klangen. Christian Werner über das Album „All that you can‘t leave behind“.

Vor zwanzig Jahren stehen die Zeichen bei U2 auf Versöhnung. Das Album „All that you can‘t leave behind“ bringt Fans und Musikkritiker wieder in Einklang mit der irischen Band. Endlich ein Album, auf dem U2 wieder wie U2 klingt, ist vielerorts zu lesen und zu hören.

Ein schwieriges Jahrzehnt liegt hinter der Band. Die Neunziger beginnen zwar mit einem gelungen Experiment. Auf „Achtung Baby“ und dem Schwesteralbum „Zooropa“ macht U2 einen auf Madonna, sie erfindet sich neu: weg vom politischen Prediger-Image, hin zum neuen Sound. Es folgt aber eine Phase der Orientierungslosigkeit, die in dem mediokren und ungar wirkenden Album „Pop“ und einer Tour gipfelt, die viele ratlos machen.

Immerhin gibt es Mitte und Ende der Neunzigerjahre Lichtblicke, die sich meist als Teil von Filmmusiken manifestieren. „Hold me, thrill me, kiss me, kill me“ aus dem weniger als mittelmäßigen „Batman Forever“-Film und „The Ground beneath her Feet“ aus dem Wim-Wenders-Streifen „The Million Dollar Hotel“ sind Strohhalme, an die sich Fans klammern können, und gelten zu den besten Stücken, die die Band je veröffentlicht hat.

Die erste Single wird einer ihrer bekanntesten Songs

Der Song aus dem Wenders-Film fällt in die zwei Jahre dauernde Aufnahmephase von „All that you can‘t leave behind“ und gehört in der jüngsten Neuveröffentlichung (remastered und mit Bonustracks in verschiedenen Ausführungen bis zum Box-Set) regulär zum Album.

Das Cover von „All that you can't leave behind“ von U2.
Das Cover von „All that you can't leave behind“ von U2. © Island/Universal

Bereits die erste Single bringt U2 im Jahr 2000 wieder zurück in die Spur: „Beautiful Day“ ist bis heute einer ihrer meistgespielten und -verwendeten Songs, auch „Elevation“ gehört fest zum Live-Repertoire der Band.

Das Album verzichtet auf Experimente, bis auf ein paar von Hand eingespielte Drum-Loops. Es scheint, als hätten Sänger Bono und seine drei Freunde versucht, so bodenständig wie möglich zu klingen und sich auf ihre Kernelemente zu konzentrieren. Selbst die flächigen Gitarren von The Edge sind aufs Minimum reduziert.

Das Politische aber bleibt Teil ihrer Kunst: „Walk on“ widmen sie Aung San Suu Kyi, Friedensnobelpreisträgerin und heutiger Regierungschefin von Myanmar, die zu dem Zeitpunkt (und insgesamt 15 Jahre) im Hausarrest sitzt. Damals soll wegen dem Song das Album in dem Land verboten gewesen sein, dessen Import unter Strafe gestanden haben.

Heute steht Suu Kyi in der Kritik, nicht genug gegen die Unterdrückung, Vertreibung und Ermordung der muslimischen Minderheit der Rohingya in Myanmar getan zu haben.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne. Die Titel werden mit jeder neuen Folge unserer Kolumne erweitert. Und hier erfahren Sie, warum die Songs ausgewählt wurden.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung