Was Spongebob, der Nr.-1-Hit „Wellerman“ und Sting miteinander zu tun haben. Christian Werner über das Album „Rogue‘s Gallery: Pirate Ballads, Sea Songs and Shantys“.

Dass ein Song auf Platz 1 der deutschen Singlecharts steht, der über Social-Media-Kanäle wie Tiktok Bekanntheit erlangt, ist in diesen Zeiten keine Besonderheit und eigentlich keine Nachricht wert. Wenn es aber ein etwa 150 Jahre altes Walfängerlied aus Neuseeland ist, gesungen von einem ­26-jährigen schottischen Postboten, der ungern auf den Wellen schippert, weil er seekrank wird, liegt der Fall anders.

„Wellerman“ heißt der Stomper, den Nathan Evans auf Wunsch seiner User anstimmte, der unzählige Nach- sowie Mitmacher fand und in dessen Folge der singende – inzwischen – Ex-Briefträger einen Plattenvertrag unterschrieben hat.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Dass Shantys und Piratenlieder im Pop-Kontext funktionieren, wussten schon die Macher der Trickfilmserie Spongebob, die, thematisch zur Unterwasserwelt passend, gern „What shall we do with the drunken Sailor“ einbauten; die Hochglanz-Matrosen von Santiano begründen gar eine Karriere auf dem Ich-fahr-zur-See-Konzept.

Künstlich erzeugtes Fernweh

Doch wer abseits von kreativen Kindsköpfen und künstlich erzeugtem Fernweh nach Salzwasserluft kunstfertig interpretiertes Liedgut aus den Kajüten der Seefahrerhistorie sucht, dem sei „Rogue‘s Gallery: Pirate Ballads, Sea Songs and Shantys“ aus dem Jahr 2006 empfohlen.

Das Cover des Albums „Rogue's Gallery: Pirate Ballads, Sea Songs and Shantys“.
Das Cover des Albums „Rogue's Gallery: Pirate Ballads, Sea Songs and Shantys“. © Anti/Indigo

Die Idee für den gut 40 Songs umfassenden Sampler stammte vom Produzenten Hal Willner, der für einige Sampler, Tributealben und -konzerte verantwortlich zeichnete. Willner starb im April mit einer Corona-Infektion in New York.

Für sein gelungenes musikalisches Seemannsgarn verpflichtete er nicht nur, aber auch Stars wie Bono von U2, Loudon Wainwright III, Lucinda Williams, Lou Reed oder Jarvis Cocker. Nick Cave intoniert „Fire down below“ so schön schräg, dass sich dem Klabautermann die Fußnägel hochrollen könnten.

Sting ist mit dem trunkenen „Blood red Roses“ fast nicht zu erkennen (bei „Shallow brown“ allerdings schon). Bryan Ferry verlässt ebenfalls den stilvollen Schönklang, raunzt „The cruel Ship’s Captain“ in die Mikromembran und liefert sich als Zugabe mit Antony einen Sängerwettstreit in „Lowlands low“.

Das Konzept mit unterschiedlichen und unterschiedlich bekannten Musikern funktionierte gut: Sechs Jahre später wurde ein zweiter Teil eingespielt.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung