Eine Bestandsaufnahme zur Lage seiner Landsleute vom Springsteen-Fan: Christian Werner über das Album „Born in the U.K.“ von Badly Drawn Boy.

Prinz Philip, Duke of Edinburgh, weilt nicht mehr unter den Lebenden, und das Vereinigte Königreich trägt Trauer. Was es heißt, Brite zu sein, ist seit jeher Stoff für Bücher, Filme und Musikalben. Wie „Born in the U.K.”, das Damon Gough, besser bekannt als Badly Drawn Boy, 2006 veröffentlicht hat.

Einfach mal unverkrampft stolz sein auf seine Herkunft nebst Eigenheiten, das war die Absicht hinter der Platte. Man darf das nicht missverstehen: Es ging Gough nicht im Ansatz um übertriebenen und abgrenzenden Nationalstolz, er war etwa kein Verfechter des Brexits.

Ausflug in Gospel und Musical

Die Meinungen über das fünfte Album vom Mann mit der markanten Mütze (für die Spätgeborenen: Hier ist nicht Torsten Sträter gemeint) könnten nicht unterschiedlicher sein. Die einen finden, es sei eines seiner schwächsten Werke, weichgespült und nichtssagend. Für die anderen ist es ein weiterer Beweis der Klasse des Musikers.

Das Cover des Albums „Born in the U.K.“ von Badly Drawn Boy.
Das Cover des Albums „Born in the U.K.“ von Badly Drawn Boy. © EMI

„Born in the U.K.” ist in der Tat balladesk geprägt, ohne ein reines Balladenalbum zu sein. Dafür sorgen Lieder wie das Titelstück samt anklingender Nationalhymne oder „Welcome to the Overground“, in dem Goughs Stimme unkenntlich tief in den Chor gemischt ist, der den gesamten Song trägt. Einige Kritiker und Fans haben ihm diesen Ausflug in Gospel- und Musical-Gefilde nie verziehen – zu Unrecht.

Auf den ersten Blick verstellen die vermeintlich wenigen Tempowechsel der Songabfolge den Blick auf die wesentlichen Dinge. Allen voran Goughs Qualitäten als Songschreiber: „Nothings gonna change your Mind” ist eine Pop-Suite mit Rhythmusänderungen und Streichern, die auch von Jeff Lynne (ELO) hätte stammen können.

„Journey from A to B“ hat eines der simpelsten Klavierthemen, das man sich vorstellen kann und trotzdem so schnell nicht vergisst. „Promises“ ist unverstellt anrührend und „Walk you Home“ ein leichtfüßiges Exempel in Northern Soul.

Der Albumtitel erinnert nicht zufällig an den berühmten großen musikalischen „Bruder“ aus Übersee: Gough ist exzessiver Springsteen-Fan und zitiert mit „Born in the USA“ nicht nur eines von dessen bekanntesten Alben. Im letzten Stück tröstet sich ein Paar mit „Thunder Road“, wenn es sonst nichts anderes braucht. Recht so.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne.

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