Weimar. Vom Hemd zum Hängerkleid – Mode spiegelt immer ihre Zeit

„Damenmode zwischen Goethe- und Bauhauszeit“ zeigt die neue Sonderausstellung im Bertuchhaus des Stadtmuseums, die am morgigen Freitag ihre Pforten öffnet. „Das ist unser Beitrag zum Jubiläumsjahr“, unterstrich Museumsdirektor Alf Rößner am Mittwoch bei Vorstellung der opulenten Sommerausstellung.

Zwei Glückfälle hätten die Ausstellung ermöglicht: Zum einen brachte Museumsmitarbeiterin Barbara Engelmann als profunde Kennerin historischer Mode ihre hohe Sachkompetenz ein. Zum anderen konnte das Museum aus den eigenen Beständen schöpfen, zu denen eine über Jahrzehnte gewachsene Textilsammlung vor allem von Damenmode des 19. und 20. Jahrhunderts gehört.

So zeigt die Ausstellung nach den Worten Rößners auch, welch großes Potenzial das Stadtmuseum hat. Zumal nur einige Beispiele aus der umfangreichen, in Jahrzehnten gewachsenen Textilsammlung gezeigt werden. Sie steht ganz in der Tradition des Hauses. Schließlich gab der Weimarer Unternehmer Friedrich Justin Bertuch zwischen 1786 und 1825 mit dem Journal des Luxus und der Moden die seinerzeit bedeutendste Modezeitschrift Deutschlands heraus. In der Mehrzahl sind die Kleider in Weimar und Umgebung angefertigt, gekauft oder getragen worden. Meist seien sie dem Stadtmuseum als Schenkung übereignet worden. Kleider machen Leute und sind immer Ausdruck der Zeit, der Emanzipation, verwies Barbara Engelmann auf Details, auf Stoffe, Schnitte, Schuhe, Accessoires.

Chronologisch gegliedert, könne der Besucher „sehr gut verfolgen, wie die Mode sich verändert hat“. Zu sehen sind die Chemisen (Hemdkleider) der klassischen Zeit bis zu den Hängerkleidern der 1920er Jahre.

Zwischen 1820 und 1890 werden die Röcke sehr weit, auch durch Krinolinen, um die Taille zu betonen. Die wurde eng geschnürt, ließ Barbara Engelmann nicht unerwähnt, welche Qual Frauen sich auferlegten, um dem Modediktat ihrer Zeit zu folgen. Ab 1890 wird dann die schlanke Linie betont. Um 1920 tauchen dann nach Angaben der Kuratorin plötzlich kurze Röcke auf. Ein völlig anderer Typ Frau bildet sich damit heraus. Die Haare werden kurz getragen. Topfhüte werden modern. Die Frauen schminken sich wieder.

Ein kleines Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung. Kinder können Papier-Ankleidepuppen nach historischen Originalen ausschneiden.

Vernissage: Morgen, Freitag, 17 Uhr; zu sehen bis zum 22. September, Di-So 10-17 Uhr