Eisenach. Vor 20 Jahren wurde die Wartburg ins Welterbe aufgenommen. Eine aktuelle Kunstausstellung zeigt Welterbestätten in Deutschland.

Burghauptmann Günter Schuchardt weiß noch, dass er am 4. Dezember 1999 im Auto auf der Fahrt zu einem Termin die Nachricht im Radio gehört hat, dass die Wartburg ins Welterbe der Menschheit aufgenommen worden ist. Die Entscheidung war bei einer Tagung der Unesco in Marrakesch gefallen. Sieben Jahre hatte die Prüfung des Antrags gedauert, der über die Landesregierung und das Auswärtige Amt zum Unesco-Sitz in Paris gelangt ist. Schuchardt kann sich noch gut erinnern, dass zwei Experten aus Portugal und Brasilien die Beurteilung verfasst haben.

Eine mustergültige Höhenburg

Alexander Dettmar steht mit seinem Gemälde von der Wartburg auf der Schanze vor der Wartburg.
Alexander Dettmar steht mit seinem Gemälde von der Wartburg auf der Schanze vor der Wartburg. © Rainer Salzmann

Zum einen gilt die Wartburg als eine mustergültige Höhenburg der feudalen Epoche in Mitteleuropa und zum anderen ist sie mit herausragenden historischen Persönlichkeiten und Ereignissen verbunden. Geld von der Unesco erhalten die Welterbestätten zwar nicht, aber die jeweiligen Nationalstaaten verpflichten sich, für den Erhalt zu sorgen. „Es hat uns materiell geholfen“, schätzt der Burghauptmann ein und verweist auf die komplette Sanierung der Stützmauern. Außerdem sei die Wartburg weltweit bekannt geworden und kann sich heute rühmen, mit einem Anteil an ausländischen Besuchern von 25 Prozent einen Spitzenwert in Thüringen zu erzielen.

Der Welterbe-Status bewirkt auch, dass die Wartburg-Stiftung zumindest angehört wird, wenn in ihrem Umfeld neue und größere Windkraftanlagen gebaut werden sollen. „Zumindest sollten die Windkraftanlagen nicht die Horizontlinie überschreiten“, betont Schuchardt. Wiederum die Wartburg-Stiftung selber vom geplanten Bau eines Aufzugs für gehbehinderte und auf Rollstühle angewiesene Gäste Abstand genommen hat, um den Welterbe-Status nicht aufs Spiel zu setzen. Aktuell wird in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut nach einer Möglichkeit gesucht, Fahrzeuge mit einer modernen Antriebstechnologie in dem steilen Gelände einzusetzen.

Alexander Dettmar hat Welterbestätten gemalt

Mit der Wartburg künstlerisch auseinandergesetzt hat sich der Architekturmaler Alexander Dettmar. In den für ihn typischen erdigen Farbtönen hat er in diesem Jahr zwei Motive gemalt. Gemälde mit weiteren Welterbestätten in Deutschland, darunter die Nikolaikirche Wismar, das Holstentor Lübeck, der Park Sanssouci in Potsdam oder die Stiftskirche Quedlinburg, komplettieren die Schau, die ab Sonnabend zu sehen ist. Alexander Dettmar zeichnet vor Ort, meist auf dem Boden knieend – eine Staffelei würde bei seiner „groben Bearbeitung“ umfallen, wie er sagt. Er malt all jene Burgen, Kirchen, Parks, Brücken oder Stadtansichten, die ihm auf seinen Reisen gefallen. „Thüringen kann ich wegen seiner Vielgestaltigkeit immer wieder einweben“, sagt der Künstler, der auch schon vor 20 Jahren die Wartburg gemalt hat, ebenso die Sternbrücke mit Schloss in Weimar. Aktuell arbeitet er in Köln – so ist der Kölner Dom ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Bekannt wurde Dettmar, weil er mehr als 150 zerstörte Synagogen auf der Leinwand wiedererstehen ließ.

Sonderausstellung „Steinerne Spuren. Welterbestätten in Deutschland“ auf der Wartburg, vom 16. November 2019 bis 8. März 2020