Erfurt. Der Mangel an Berufsnachwuchs ist für viele Thüringer Betriebe akut. Das Überangebot an Lehrstellen kann nach Einschätzung der Arbeitsagentur eine Chance für leistungsschwache Bewerber sein.

Auch für das im Sommer beginnende neue Ausbildungsjahr zeichnet sich für viele Unternehmen eine sehr schwierige Suche nach Nachwuchs ab. Bis jetzt seien bei den Arbeitsagenturen in Thüringen etwa 10.000 Ausbildungsplätze gemeldet worden, sagte der Chef der Landesarbeitsagentur, Markus Behrens. Gleichzeitig gebe es bisher aber nur etwa 5000 registrierte Bewerber. Für junge Menschen auf Lehrstellensuche eröffne sich vor diesem Hintergrund ein „Berufsausbildungsparadies“. Sie hätten eine große Auswahl zwischen verschiedenen Berufsbildern und Unternehmen. Für die Unternehmen sei die Lage hingegen ausgesprochen unerfreulich.

Nach Einschätzung von Behrens wird sich diese Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt in den nächsten Jahren fortsetzen. Es werde auch dazu führen, dass unter anderem leistungsschwächere Schüler die Chancen auf einen guten Ausbildungsplatz hätten. „Es gibt für jeden was“, sagte Behrens.

Gute Erfolgsaussichten auch für Arbeitslose zwischen 18 und 24 Jahren

Davon profitieren den Angaben nach auch die etwa 4000 Arbeitslosen zwischen 18 und 24 Jahren. Sie könnten sich mit guten Erfolgsaussichten erneut um eine Lehrstelle bewerben, auch wenn sie eine erste Lehre bereits abgebrochen haben sollten. Diesen Menschen eine weitere Chance zu geben, sei auch im Interesse der Wirtschaft, sagte Behrens. „Wir müssen erst mal das Potenzial ausschöpfen, das wir haben“.

Allerdings brauche Thüringen in Zukunft ganz sicher auch Fachkräftenachwuchs aus dem Ausland, sagte Behrens. Die Bundesagentur für Arbeit wolle die Unternehmen bei der Anwerbung von Auszubildenden und Fachkräften außerhalb Deutschlands in Zukunft noch besser unterstützen. In den vergangenen beiden Jahren seien solche Anwerbungen allerdings wegen der Corona-Pandemie sehr schwierig gewesen.

Viele Unternehmen in Thüringen klagen bereits seit Jahren bereits darüber, dass sie nicht mehr ausreichend Auszubildende finden. Allerdings hat sich inzwischen auch gezeigt, dass dieser Bewerbermangel je nach Branche unterschiedlich schwerwiegend ist. Während es zum Beispiel für viele Büroberufe nach wie vor mehr Bewerber als Ausbildungsplätze gibt, suchen viele Unternehmen im gewerblichen Bereich oder im Dienstleistungssektor vergeblich nach Nachwuchs.