Erfurt/Halle. Seit gut zwei Jahren gelten strengere Regeln, seitdem gibt es in Thüringen weniger Leiharbeiter. Der Rückgang hat laut Arbeitsagentur aber auch andere Gründe.

Fachkräftemangel, konjunkturelle Schwächen und neue Rahmenbedingungen haben die Zahl der Leiharbeiter in Thüringen weiter sinken lassen. Sie ging binnen eines Jahres um 9 Prozent auf 29.600 im März 2019 zurück, wie die Arbeitsagentur am Mittwoch mitteilte. Bereits 2018 war sie nach jahrelangen Zuwächsen rückläufig gewesen. Im März 2017 waren in Thüringen noch 33.700 Menschen als Leiharbeiter tätig.

Einer der Hauptgründe für die Entwicklung aus Sicht der Arbeitsagentur: Wegen des Fachkräftemangels gehen immer mehr Unternehmen dazu über, Leiharbeiter fest einzustellen. Außerdem wirke sich in bestimmten Branchen die Schwächephase der Konjunktur aus, sagte der Chef der Regionaldirektion der Arbeitsagentur, Kay Senius.

Die Zahl der Metall-Leiharbeiter verringert sich binnen eines Jahres - von März 2018 bis März 2019 – um 27 Prozent. Bei den Mechatronik- und Elektroberufen sind ein Fünftel weniger Leiharbeiter tätig. Metall- und Elektroberufe fänden sich überwiegend im produzierenden Gewerbe, das stark von der Konjunktur abhängig sei, so der Agenturchef. Hier mache sich ein Abschwung zuerst in der Leiharbeit bemerkbar. „Bevor Unternehmen ihre Stammbelegschaft freisetzen, reduzieren sie in der Regel die Inanspruchnahme von Zeitarbeit“, erklärte Senius.

Anders sieht es in der Gesundheits- und Pflegebranche aus: Hier stieg die Zahl der auf Leihbasis Beschäftigten um 3,4 Prozent. In der vom boomenden Onlinehandel profitierenden Logistikbranche waren 2,2 Prozent mehr Leiharbeiter als vor Jahresfrist beschäftigt.

Aus Sicht von Senius wirken sich auch Gesetzesänderungen auf die Leiharbeit aus. So dürfen Zeitarbeiter seit April 2017 in der Regel nicht mehr länger als 18 Monate in einem Betrieb beschäftigt werden. Außerdem haben sie nach neun Monaten Anspruch auf gleiche Bezahlung wie die Stammbelegschaft.

Gestiegen ist in Thüringen die Zahl ausländischer Leiharbeiter. Sie legte im Jahresvergleich um 14 Prozent zu. Das hat Senius zufolge vor allem mit der Beschäftigung von Geflüchteten zu tun. Mehr als jeder vierte Beschäftigte, der als Asylsuchender nach Thüringen kam und hier einen Job gefunden hat, sei Leiharbeiter. Von den deutschen Beschäftigten seien es nur 2,4 Prozent.