Erfurt. Laut ZI-Praxis-Panel steigen Arzteinkommen schneller als die Tariflöhne. Einen überdurchschnittlichen Anstieg gibt es bei den Einnahmen durch gesetzlich Versicherte.

Die wirtschaftliche Lage der niedergelassenen Ärzte hat sich zwischen 2013 und 2016 deutlich verbessert. Das geht aus dem aktuellen Praxis-Panel des Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) hervor. Demnach stiegen die Praxiskosten für Personal, Mieten und Material langsamer als die Gesamteinnahmen. Letztere erhöhten sich von 2013 bis 2016 im Schnitt um 40.800 Euro, das ist ein Plus von knapp 15 Prozent. Im Jahr 2016 lagen die Jahresüberschüsse damit durchschnittlich bei 170.400 Euro je Praxisinhaber.

Zunehmende Haupteinnahmequelle der Vertragsärzte ist die Behandlung von gesetzlich Versicherten, mit ihnen werden inzwischen drei Viertel der Praxiseinnahmen erzielt. Zwischen 2013 und 2016 stiegen die Einnahmen in diesem Sektor überdurchschnittlich um 17 Prozent. Zum Teil sei dies auch auf Nachzahlungen der Kassenärztlichen Vereinigungen für das Jahr 2013 zurückzuführen. Im Vergleich dazu liegt der Anteil der Einnahmen aus privatärztlicher Tätigkeit bei knapp 21 Prozent, hier beträgt die Zuwachsrate lediglich rund sechs Prozent. Allerdings profitieren die einzelnen Facharztgruppen unterschiedlich gut von der Entwicklung. Die größte durchschnittliche Steigerungsrate der Einnahmen erzielten die Hauptspezialisten (Dermatologen). Auch die Psychotherapeuten konnten ihren Jahresüberschuss deutlich steigern.

Gemeinschaftspraxen stehen noch etwas besser da als Einzelpraxen. Die Wirtschaftslage unterscheidet sich auch nach der Leistungsstruktur der Praxen. Markant sind die Unterschiede zwischen konservativ tätigen und operierenden Ärzten. Bei Letzteren überwogen die höheren Einnahmen die höheren Aufwendungen, sodass im Jahr 2016 in operativ tätigen Praxen im Vergleich zu konservativ tätigen Praxen durchschnittlich 23.500 bis 357.500 Euro höhere Jahresüberschüsse je Praxisinhaber erzielt werden konnten.

Betont wird, dass die Gesamteinnahmen je Praxisinhaber nicht mit dem Einkommen der Ärzte und Psychotherapeuten verwechselt werden dürften. Das „Netto-Einkommen“ der Ärzte und Psychotherapeuten ergebe sich nach Abzug von Steuern, Beiträgen zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie zu Versorgungswerken. Im Durchschnitt verblieb den Ärzten im Jahr 2016 ein durchschnittliches Nettoeinkommen in Höhe von 85.399 Euro, was einem monatlich verfügbaren Einkommen in Höhe von 7.117 Euro entspricht. Unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Arbeitszeiten niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten im Jahr 2016 errechnete das ZI daraus ein Netto-Stundensatz von 39 Euro.

Auch auf die Arbeitszeit geht der ZI-Jahresbericht ein. Der überwiegende Anteil der Wochenarbeitszeit werde in allen Fachbereichen für ärztliche Tätigkeiten aufwendet (etwa 42 Wochenstunden). Davon entfallen vier Fünftel auf den direkten Patientenkontakt (etwa 34 Wochenstunden) und ein Fünftel auf Tätigkeiten ohne Patienten (etwa 7 Wochenstunden). Zusätzlich zu den ärztlichen Tätigkeiten komplettieren Notfalldienste (1 Wochenstunde), Zeiten für Fortbildungen (2,4 Wochenstunden), sowie die Aufgaben des Praxismanagements (etwa 4 Wochenstunden), die durchschnittliche Arbeitswoche eines Arztes. Die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten arbeiteten im Jahr 2016 im Durchschnitt 48 Wochenstunden. Angestellte Ärzte arbeiten in der Regel deutlich weniger als selbständige Ärzte, im Schnitt rund 23 Wochenstunden. Etwa 50 Prozent der Angestellten hatten Arbeitsverträge im Umfang von über 5 bis zu 20 Wochenstunden.

An der ZI-Erhebung beteiligten sich deutschlandweit rund 5500 Ärzte, darunter 150 aus Thüringen.

Infos unter https://www.zi.de