Gera/Jena. Die Zahl der Covid-19-Patienten nimmt in Thüringen dramatisch zu. Mediziner appellieren an die Bevölkerung. In den Kliniken werden Intensivbetten aufgestockt.
Die Thüringer Kliniken schalten auf Alarmstufe Rot. Vielerorts gelten verschärfte Eskalationsstufen. Die Häuser appellieren dringend an die Thüringer, die zweite Corona-Welle zu brechen. "Die Lage spitzt sich täglich zu. Im Moment planen wir den Umbau des Klinikbetriebes, um den stetigen Anstieg bei Covid-Patienten aus Thüringen und anderen Ländern auf der Intensiv- und der Normalstation zu bewältigen", sagt Michael Bauer, Klinikdirektor für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Uniklinikum Jena. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog
80 Intensivbetten sind belegt, schon zehn mehr als vorgesehen. Patienten mit schwersten Verläufen, die beatmet werden müssen, seien oft nicht älter als 50. Beim Personal gerate man an die Grenzen des Machbaren. Routinebetrieb und planbare Operationen würden reduziert. Neben Covid fokussiere man sich wieder auf reine Notfälle.
Intensivbetten werden aufgestockt
"Die Patientenzahlen nehmen dramatisch zu und übersteigen die vom Frühjahr bei Weitem", sagt auch Reiner Overbeck, Ärztlicher Direktor am SRH Wald-Klinikum in Gera.
Die Covid-Intensivstation wurde von zehn auf zwölf Betten aufgestockt, zwei weitere kämen jetzt hinzu. Auf der Covid-Normalstation habe sich die Patientenzahl in zwei Wochen auf 90 verdoppelt. "Alles, was wir jetzt weiter machen müssen, geht zu Lasten anderer Klinik-Bereiche", sagt Overbeck. Beim Personal müsse man auch auf Ärzte und Pfleger mit weniger Intensiverfahrung zurückgreifen. Er wünsche sich, dass die Menschen verstehen, wie ernst das Problem Corona wirklich ist, sagt der Klinikchef.
Eine stabil hohe Auslastung verzeichnet auch das Helios-Klinikum in Erfurt. "Angesichts steigender Infektionszahlen erwarten wir einen deutlichen Anstieg intensivpflichtiger Patienten. Deshalb wurde am Freitag entschieden, dass insbesondere nicht zwingend notwendige operative Eingriffe verschoben werden", sagt die Kliniksprecherin Sylvia Kreyßel-Minar. Covid-Intensivbetten würden so nahezu verdoppelt und Personal gewonnen.