Erfurt. Laut Thüringer Landesamt für Statistik zeichnet sich im Freistaat ein positiver Trend bei der Kindeswohlgefährdung ab. So wurden den Jugendämtern 2021 etwa 10,2 Prozent weniger Fälle gemeldet.

Die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts an Schulen und der Betreuung in den Kindertagesstätten nach der Corona-Pandemie hat nach Auffassung der Diplom-Psychologin Katrin Gossow zu einem Rückgang der Kindeswohlgefährdung in Thüringen geführt. "Es ist unstrittig, dass der harte Lockdown im ersten Pandemiejahr einen dramatischen Einfluss auf die Kindeswohlgefährdung hatte", erklärte die Leiterin des Instituts für Familien- und Rechtspsychologie des TÜV Thüringen am Mittwoch in Erfurt.

Mit den Schul- und Kitaschließungen sowie Kurzarbeit oder Homeoffice seien manche Eltern mit der Kinderbetreuung schlichtweg überfordert gewesen, so Gossow. Das habe nicht nur zur Vernachlässigung der Kinder, sondern im Extremfall sogar zu psychischen oder körperlichen Misshandlungen geführt. Nach Meinung der psychologischen Sachverständigen handele es sich hierbei um Risikofaktoren, die dem Kinder- und Jugendschutz seit langem bekannt seien.

Zusätzlicher Stress würde in Verbindung mit weiteren Risikofaktoren die Wahrscheinlichkeit sexueller oder körperlicher Gewalt gegen Kinder steigern. "Diese Beobachtungen konnten wir bei unseren psychologischen Gutachten während der Pandemie immer wieder feststellen.2 Fehlende Betreuungsangebote von außen hätten einen direkten Einfluss auf das Kindeswohl. Eine Beschulung oder Kinderbetreuung in Kitas wirke sich in jedem Fall positiv aus.

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