Erfurt. Große Werbekampagnen für die Grippeschutzimpfung - und dann fehlt es an Impfstoffen. Zu einem solchen Szenario wie in der Vorsaison soll es 2019/20 nicht wieder kommen.

Fachleute gehen bei der diesjährigen Grippeschutzimpfung davon aus, dass sich die Probleme der Vorsaison mit Impfstofflieferungen nicht wiederholen. „Wir haben die Krankenkassen überzeugen können, dass wir schon im Frühjahr vorbestellen konnten“, sagte der Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbandes, Stefan Fink, der Deutschen Presse-Agentur. Diese Bestellungen seien derzeit in der Auslieferung oder bereits in den Arztpraxen angekommen. „Das läuft alles ohne Gedöns diesmal.“ Auch der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen sind keine Hinweise auf Lieferprobleme bekannt. Die Grippeschutzimpfung läuft in den Arztpraxen derzeit an.

In der Grippesaison 2018/19 hatte es deutschlandweit massive Engpässe gegeben. In Thüringen konnte nach damaligen Angaben des Gesundheitsministeriums zeitweise bestellter Grippe-Impfstoff für rund 20.000 Menschen nicht ausgeliefert werden. Grund war die zu geringe Zahl produzierter Dosen bei einer wegen der besonders schweren Grippewelle 2017/18 gestiegenen Impfnachfrage. Für die aktuelle Saison ist nun nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts mit bislang 16,5 Millionen Dosen bereits mehr Impfstoff ausgeliefert worden als in der gesamten Vorsaison (15,7 Millionen Dosen).

Erstmals Impfstoff frei von Hühnereiweiß

Diese Impfstoffe sind von Jahr zu Jahr unterschiedlich zusammengesetzt, weil sich die kursierenden Viren ständig verändern. Deshalb werden sie in jedem Jahr neu produziert. In diesem Jahr sind vier Produkte auf dem Markt. Erstmals ist darunter auch ein Impfstoff, der frei von Hühnereiweiß ist. Anders als herkömmliche Grippe-Impfstoffe sei er nicht auf der Basis von Hühnereiern, sondern gentechnisch hergestellt worden, so Finke. „Geeignet ist er für Menschen mit einer Hühnereiweißallergie.“

Nach Angaben der Krankenkasse AOKplus wurden in der Saison 2018/19 rund 525.000 Dosen an gesetzlich krankenversicherte Thüringer per Impfung verabreicht. In den Jahren zuvor waren es zwischen 400.000 und 500.000. Die Krankenkassen kostete dies etwa 6,2 Millionen Euro. In diesem Jahr rechnen die Kassen mit deutlichen Mehrausgaben für die Grippeschutzimpfung, wie eine AOK-Sprecherin auf Anfrage sagte. Wie hoch diese ausfallen werden, lasse sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings nicht vorhersagen.

Empfohlen wird die Grippeschutzimpfung neben chronisch Kranken, Schwangeren und medizinischem Personal vor allem Menschen, die 60 Jahre und älter sind. Die Monate Oktober und November gelten als günstigste Zeit für eine Impfung. Mit einer seit zwei Jahren laufenden Kampagne „Impfen 60+“ will Thüringen besonders ältere Menschen für die Immunisierung erreichen. Inwiefern das gelingt, ist bislang unklar. Zahlen der gegen Grippe geimpften Menschen dieser Altersgruppe liegen laut Gesundheitsministerium bisher nicht vor. In der Grippe-Saison 2018/19 hatte es in Thüringen mehr als 6000 nachgewiesene Influenza-Fälle gegeben.

Das könnte sie auch interessieren: