Erfurt. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 17 Jahre, die unter extremem Übergewicht leiden, medizinisch Adipositas genannt, nahm von 2008 bis 2018 um 30 Prozent zu.

Wie die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) am Donnerstag in einer Pressemitteilung informiert, ist ein Ansteigen der Zahl bei Acht- bis Elfjährigen mit 36 Prozent am höchsten. In allen Altersklassen ist dabei die Steigerungsrate bei Jungen stets höher. Bei den 16- und 17-Jährigen liegt sie bei 42 Prozent gegenüber 14 Prozent bei den Mädchen.

Laut der am Robert Koch-Institut durchgeführten Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS-Studie) für die Jahre 2014 bis 2017 leiden deutschlandweit 15 Prozent der Mädchen und Jungen zwischen drei und 17 Jahren an Übergewicht.

Auslöser können Streit, Stress und Langeweile sein

Laut KKH-Ernährungswissenschaftlerin Dr. Anja Luci seien diese Zahlen besorgniserregend, weil „die dicken Kinder von heute die kranken Erwachsenen von morgen sind“. Übergewicht kann zu einer Reihe von chronischen Erkrankungen, wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Fettleber über Arteriosklerose, Gicht sowie Rücken- und Gelenkerkrankungen bis hin zu Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs, führen.

Die Gründe für übergewichtige Kinder sind verschieden. Sind die Eltern übergewichtig, ist das Risiko für deren Kinder von vornherein höher. Der „Generation Online“ mangelt es an Bewegung. Kommt dann noch fettreiche Ernährung hinzu, „ist Fettleibigkeit geradezu vorprogrammiert“, so Anja Luci.

Selten seien Erkrankungen der Schilddrüse oder der Nebenniere ursächlich für Übergewicht bei Heranwachsenden. Unkontrolliertes Essverhalten, wie zum Beispiel „Fressattacken“ kann durch Streit in der Familie oder durch Stress in der Schule ausgelöst werden. Aber auch Langeweile spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Teufelskreis durch Ausgrenzung

Hinzu kommt, das fettleibige Kinder nicht nur körperlich, sondern meist auch seelisch leiden. Sie werden gehänselt, ausgegrenzt und stigmatisiert. Das sorgt für Scham und Minderwertigkeitsgefühle, befördert Ängste und Depressionen. „Aus Frust greifen die betroffenen Kinder zu Fett- und Zuckerfallen wie Chips, Tiefkühlpizza und Süßigkeiten – das ist ein Teufelskreis“, sagt Ernährungsexpertin Luci. Drei Dinge können laut KKH helfen, um diesen zu durchbrechen:

  • eine gesunde, fettreduzierte Ernährung,
  • regelmäßiger Kraft- und Ausdauersport und
  • eine verhaltenstherapeutische Behandlung.