Mühlhausen. Thüringen sieht im Drug-Checking eine Möglichkeit, über Risiken aufzuklären und persönliche Gründe für den Drogenkonsum zu erfahren. Das BfArM argumentiert hingegen, es handele sich um keine medizinische Versorgungsleistung für die Bevölkerung.

Thüringen streitet mit dem Bund um Drogenprüfungen. Ein Antrag des Landes auf Zulassung des sogenannten Drug-Checkings sei vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) abgelehnt worden, sagte Dieter Schellbach, Referent für Suchtfragen des Gesundheitsministeriums, am Mittwoch bei einer Fachtagung im Ökumenischen Hainich-Klinikum (ÖHK).

Im Rahmen der Prüfungen könnten Drogen-Konsumenten die Zusammensetzung von auf dem Schwarzmarkt gehandelten psychotropen Substanzen in einer Beratungsstelle untersuchen lassen, um zusätzliche Gefährdungen durch Verunreinigungen auszuschließen. Die Begründung des BfArM, es handele sich um keine medizinische Versorgungsleistung für die Bevölkerung, verkenne den präventiven Ansatz bei der Behandlung von Suchtkrankheiten. Thüringen sehe im Drug-Checking eine Möglichkeit, über Risiken aufzuklären und persönliche Gründe für den Drogenkonsum zu erfahren. „Hilfsmöglichkeiten könnten aufgezeigt werden, was sehr wohl der medizinischen Versorgung dient. Die Argumente des Institutes sind nicht stichhaltig und überzeugend“, so Schellbach. Das Land habe Widerspruch gegen den BfArM-Bescheid eingelegt und warte nun auf eine Reaktion.

Etwa 150 Suchtmediziner, Psychotherapeuten, Sozialarbeiter und Drogenberater diskutierten bei der alljährlichen Fachtagung am Bereich Suchtmedizin des ÖHK auch über Humor und Provokation bei der Therapie von Suchtkranken. Gemeinsames Lachen sei etwas Soziales und schaffe eine Basis, um auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren und besser Kontakt zu Patienten zu finden, sagte Kliniktherapeut René Ehrenberg. Gerade nach gescheiterten Behandlungen in der Vergangenheit seien andere Ansätze gefragt, um festgefahrene persönliche Perspektiven und Suchtgewohnheiten aufzubrechen. „Humor ist das Gegenteil von Schwere. Lockerheit kann von Ängsten befreien und Zwänge auflösen, an denen Patienten schwer zu tragen haben“, sagte Ehrenberg. Darüber hinaus gehe es auch um das Wissen, wie sich Suchthelfer zuversichtlich und motiviert auf schwierige Fälle einstellen.

Nur ein Drittel schafft die Abstinenz

Der Mühlhäuser Edgar Schlegel zeigte an Beispielen aus seiner psychotherapeutischen Praxis, wie sich Patienten mittels Konfrontation und Provokation aus festgefahrenen Verhaltensmustern befreien lassen.

Am ÖHK wurden im vergangenen Jahr 1700 Patienten stationär betreut - 1000 wegen illegaler Substanzen, 700 wegen Alkohol. Nur ein Drittel von ihnen schaffe die Abstinenz, sagte Katharina Schoett, Chefärztin und Organisatorin der Tagung. Auch deshalb sei man immer auf der Suche nach neuen, erfolgversprechenden Therapien.