Zottelstedt. Experten: Uwe Herffurth und Udo Oehler wissen um Probleme, die mit Rückkehr der Tiere an der Ilm einhergehen

Diese „Vegetarier“ paaren sich ausschließlich Bauch an Bauch, das sei einmalig im gesamten Tierreich, versichert Udo Oehler schmunzelnd. Und Uwe Herffurth weiß, dass sie in winterlichen Notzeiten sogar derbe Rinde fressen, diese im großen Blinddarm (vor-)verdauen, das Ganze ausscheiden und erneut vertilgen. – Das Gespräch mit den beiden Herren drehte sich gestern um den Biber. Der wird in einer Broschüre des Naturschutzbundes Thüringen nicht nur etwas verniedlichend als „Heimischer Gestalter mit Biss“ bezeichnet, sondern erobert nach und nach immer weiter Bereiche auch der Ilm.

Mittlerweile soll der Nager mit den regelmäßig nachwachsenden, selbstschärfenden Zähnen von Großheringen aus der Saale her einwandernd bis Hetschburg und Bad Berka vorgestoßen sein.

20 bis 50 Tiere – sie können bis zu 35 Kilo schwer werden und leben in der Natur bis zu 15 Jahre – sollen es an der Ilm bislang sein, heißt es weiter. Ein Ende der Rückeroberung auch der Ilm sei nicht abzusehen, sagen die beiden Zottelstedter. Sie sind momentan die einzigen Biberberater des Weimarer Landes. Anfang April nahmen Udo Oehler und Uwe Herffurth in Vorbereitung auf das Ehreamt an einem Lehrgang teil, in dem es unter anderem um die Biologie des Tieres, dessen Lebensgewohnheiten, Verbreitung, rechtliche Grundlagen und das Biber-Konflikt-Management ging.

Letzteres insbesondere betrachten die beiden Männer als eine ihre Hauptaufgaben. Je mehr nämlich die Biber in ihre einstigen Lebensräumen zurückkehren, umso wahrscheinlicher werden Begleiterscheinungen ihres Vorhandenseins. So nennt Herffurth beispielsweise überflutete Felder, wenn der Biber im Fluss einen Damm „zimmert“ und so das Wasser aufstaut. Auch gefällte Bäume, das „Räubern“ von Feldfrüchten wie Mais und der Bau von Gänge, die durchaus mehrere Meter in die Uferbereiche ragen können, gehören zu dieser Palette. Auch die Durchlöcherung von Dämmen kann ein Problem darstellen. Mit den betroffenen Eigentümern frühzeitig ins Gespräch zu kommen und Hilfsmöglichkeiten aufzuzeigen, darum geht es den Biber-Beratern also.

Der Biber, sagen sie, sei streng geschützt. Weder dürfte er vertrieben noch erlegt werden. Deshalb gibt es einen Katalog von Maßnahmen, wie dem Biber schonend beizukommen ist. Etwa mit Weidezäunen, die niedriger gesetzt werden oder Verbissschutz aus Draht an den Baumstämmen.

Auch die Dammdrainage habe sich bewährt. Diese wird längst über den Biberdamm gelegt und verhindert so, dass das Wasser weiter ansteigen kann. Allerdings soll es auch schon vorgekommen sein, sagt Herffurth, dass ein schlaues Tier das Rohr verstopfte, womit die Wirkung verpuffte.

Selbst geschädigt wurde Udo Oehler im Februar 2017. Damals fällte ein Biber mehrere Bäume auf seinem Land, die auf ein Stalldach krachten. Der Schaden lag bei 4000 Euro, wobei er nur die Hälfte von der öffentlichen Hand ersetzte bekam.

Entschädigt würden heute zumindest gewerblich tätige Eigentümer, wenn der Biber zubeißt.

Vor rund 400 Jahren sei der in Thüringen ausgerottet worden, weil Mönche während der Fastenzeit den Biber auf dem Speiseplan lassen durften, erzählen die Biberberater. So sei zwar Fleisch tabu gewesen, Fisch aber nicht. Wegen seiner langen, breiten und schuppigen „Kelle“, wie der Schwanz heißt, fiel der Biber aber in die Kategorie Fisch – und wurde massiv erlegt.

Biberberater: 03644/553519