Erfurt. Ehrenamtliche diskutieren beim dritten Thüringer Engagements- und Stiftungstag Erfahrungen und neue Herausforderungen.

Einmal in der Woche fährt Bettina Möbius in den Kindergarten nach Zöllnitz bei Jena und erklärt Vorschulkindern die Welt. Sie erzählt vom Mars, zerlegt Licht in die Regenbogenfarben, zeigt, was ein Mikroskop alles sichtbar machen kann, sie war auch schon mit den Kindern im Planetarium. Sie hilft auch jugendlichen Geflüchteten bei den Hausaufgaben und übt mit einem gehörgeschädigten Mädchen lesen.

Bettina Möbius müsste das nicht tun und sie wird auch nicht dafür bezahlt. Sie ist Rentnerin und könnte sich um sich kümmern. Aber sie hat, erzählt sie viele Jahre als Physikerin in Jena gearbeitet, sie weiß wie spannend die Welt ist und möchte diese Neugier auf sie gern bei den Jüngsten wecken. Das Projekt, für das sie und andere Akteure dafür unterwegs sind, heißt „Schatzheber“, das Wort trifft das Anliegen ganz gut.

Jan Wießner ist seit vielen Jahren beim „Weißen Ring“ aktiv. Er weiß wie wichtig es für Menschen ist, die Opfer einer Straftat wurden, Ansprechpartner für ihre Nöte zu haben. Menschen, die nicht nur zuhören können, sondern auch Wege weisen, von juristischen Problemen bis hin zu der Frage, wie psychologische Hilfe zu bekommen ist.

Zwei Ehrenamtliche, die beim dritten Thüringer Engagements-und Stiftungstag ihre Arbeit vorstellten. Und zwei Beispiele von rund 850.000 in Thüringen, die im Land Arbeit tun, von der es heißt, sie ist der Kitt der Gesellschaft. Jeder dritte Thüringer ist aktiv, rund 19.100 Vereine gibt es im Land. Damit weise Thüringen die größte Ehrenamtsdichte nach Schleswig-Holstein auf, wie Brigitte Manke, Geschäftsführerin der Thüringer Ehrenamtsstiftung, bemerkt.

Alle zwei Jahre lädt die Thüringer Ehrenamtsstiftung zu diesem Treffen. Zum Erfahrungsaustausch vor allem, denn die sich verändernde Gesellschaft verändert auch das Ehrenamt. Die Digitalisierung zum Beispiel schafft neue Formen des Ehrenamts wie online-Beratungen, befördert Netzwerke.

Eine andere Entwicklung beschreiben Soziologen mit dem Begriff „Neues Engagement“. Dabei schließen sich Akteure spontan und zeitweise zusammen, um ein gezieltes Projekt auf den Weg zu bringen. Eine Form des Engagements, das vor allem in der ersten Zeit der Flüchtlingswelle viele Helfer mobilisierte.

Aus dem Wartburgkreis berichten Unternehmen, wie sie sich im Zusammenschluss versuchen, junge Menschen für eine Arbeits-und Zukunftsperspektive in der Heimat zu begeistern. Sie werben nicht nur mit Flyern in Schulen, sondern gehen gezielt mit konkreten Aktionen zu den jungen Menschen in die Schulen. Unternehmerisches Engagement jenseits von Wirtschaftsbilanzen, das allerdings noch stärker kommuniziert werden müsste, auch, um Nachahmungen zu befördern. Im kommenden Jahr soll deshalb auch ein spezieller Preis an Betriebe ausgelobt werden, die beispielgebend sind.

Fragen, die bei diesem dritten Treffen diskutiert wurden. Und auch diese: Was getan werden muss, um ehrenamtliche Arbeit besser zu würdigen.