Bad Langensalza. Der ehemalige deutsche Fußball-Nationalspieler zeigt in Bad Langensalza Balltricks und erzählt über sein Leben.

Claudemir Jerônimo Barreto will Tore sehen. Er feuert den siebenjährigen Fynn an: „Los, zeig mir, was du kannst.“ Und prompt schießt Fynn ein Tor.

Der Junge spielt beim Bad Langensalzaer FSV Preußen in der F-Jugend. Er will Fußball-Profi werden, wenn er groß ist. Am Sonntag schaute er sich deshalb im Stadion Tricks bei einem ab, der eine Fußball-Legende ist. Die meisten kennen Barreto nur als Cacau.

Der einstige Profi-Kicker war auf Einladung der Jesus-Haus-Gemeinde nach Bad Langensalza gekommen. Zusammen mit dem FSV Preußen hatte die Gemeinde zum Training eingeladen. Anschließend gestaltete der gläubige Christ im Jesus-Haus den Gottesdienst.

Am Tag zuvor hatte sich Caucau den Fragen des Bad Langensalzaers Moderators Hardy Krause gestellt, der mit seinen „Krause höchstpersönlich“- Talkshows seit mehr als zehn Jahren das Publikum begeistert. Nur knapp 40 Gäste waren am Samstagabend in die Salza-Halle gekommen, die damit zu zwei Dritteln leer blieb.

Cacau im Gespräch mit Moderator Hardy Krause. Foto: Sabine Spitzer
Cacau im Gespräch mit Moderator Hardy Krause. Foto: Sabine Spitzer © zgt

Gesprächsstoff gab es aber genug. Denn Cacau wuchs in sehr ärmlichen Verhältnissen in Brasilien auf und kam mit 18 Jahren mit einer Samba-Tanzgruppe nach Deutschland. Da er, wie er scherzhaft sagt, besser Fußball spielen als Samba tanzen kann, wurde er vom VfB Stuttgart entdeckt, bei dem er elf Jahren spielte. Er bestritt 263 Bundesliga-Spiele, bei denen er 80 Tore erzielte und mit der Mannschaft 2007 Deutscher Meister wurde. 2009 war in die Deutsche Nationalmannschaft berufen worden, mit welcher er bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 Dritter wurde. 2016 beendete er dann seine Karriere und ist seitdem Integrationsbeauftragter des Deutschen Fußball-Bundes.

Cacau plauderte mit Krause fast zwei Stunden über sein Leben – sowohl über die Höhen als auch die Tiefen. „Wir müssen lernen wieder aufzustehen“, so Cacau. Denn dann könne man viel weiter kommen als man denkt. „Das gilt nicht nur für den Fußball, sondern für alle Bereiche des Lebens“, sagte er.

Der Glaube an Gott hat dem Ex-Nationalspieler dabei geholfen. „Er hat mich immer getragen“, erzählte Cacau.

Der Glaube an Gott hat ihm immer geholfen

Bewusst traf er die Entscheidung, an Gott zu glauben. „Früher habe ich an einen Gott geglaubt, der wartet, bis er bestrafen kann“, berichtete der Fußballer. Erst als er begann, die Bibel zu lesen, habe er erfahren, dass Gott wie ein liebender Vater sei. Das sei für ihn zunächst schwer zu verstehen gewesen. Da sein eigener Vater Alkoholiker war und oft aggressiv wurde – auch gegenüber der Mutter.

Der Glaube habe ihm auch geholfen, sein Selbstwertgefühl zu stärken. Innerhalb von einer Woche war er 2007 vom umjubelten Star zum Sündenbock geworden. Damals hatte der VfB Stuttgart die Meisterschaft gewonnen. Nur sieben Tage später im Pokalfinale gegen Nürnberg verlor die Mannschaft 2:3 und wurde aufs Übelste beschimpft. Da habe er lernen müssen, wie er seine Mitte findet.

Krause hakte auch beim Thema Flüchtlinge nach. „Integration ist keine Einbahnstraße“, sagte Cacau. Aus seiner eigenen Geschichte wisse er, dass man sich auch selbst einbringen müsse, so der Ex-Nationalspieler. Im Fußball gebe es klare Regeln: wer sich daran hält, spielt mit. Wer sich nicht daran hält, spielt nicht mit. Die Politik habe es verpasst, klare Regeln vorzugeben, meinte Cacau. „Mit Regeln wäre vieles einfacher.“

Auch verriet Caucau wie es zu seinem Spitznamen kam. Als Kind hatte er in einem Geburtstagslied statt Claudemir Cacaudemir gesungen. Seitdem hieß er in der Familie nur noch Cacau.

Im Management könnte er sich eine weitere Karriere im Fußball vorstellen, sagte er. Trainer will er nicht werden. Das habe ihm seine Frau verboten.