In Zeiten, wo man persönliche Kontakte meiden soll, fährt Dajana Sureck-Schön zu Senioren nach Hause, um sich um sie zu kümmern.

Viel Zeit zum Gespräch hat sie nicht, gleich beginnt die Mittagsrunde, neun Senioren warten auf ihr Essen. Ihre Schicht begann 6.15 Uhr, 14 Senioren waren es am Morgen, 99 Jahre alt die Älteste. Waschen, Frühstück bereiten, Medikamente geben, manchmal Spritzen, Sorgen anhören ...

Dajana Sureck-Schön (35), Pflegefachkraft bei „Häusliche Kranken-und Seniorenpflege“ in Gotha, fährt jeden Tag zu Senioren nach Hause. „Wir sollen“, bemerkt sie, „räumliche Distanz halten, aber wie soll das gehen?“ Neun der Senioren leben ganz allein, sie trifft die aktuelle Situation besonders hart, weil sie isoliert sind. Friseur, Physiotherapie, der Gang ins Café oder zur Fußpflege: Was normalerweise ihren Alltag strukturiert und für Kontakte sorgt, fällt aus. Lücken, die sie versucht, mit Gesprächen zu füllen, so gut es in der kurzen Zeit geht. Sie ist den ganzen Tag unterwegs, Angst vor einer Ansteckung, sagt sie, hat sie nicht. „Das versuche ich auch den Senioren zu vermitteln“, sagt sie.

Ihre kleine Tochter ist zu Hause, natürlich ist das nicht einfach. Ihr Partner kann sich derzeit noch kümmern, was später kommt, wird man sehen. Sich einen Krankenschein zu holen, kommt für sie nicht in Frage, für keinen der Kollegen im Team. „Viele meiner Senioren“, sagt sie, „kenne ich schon seit Jahren, ich bin fast wie eine Angehörige. Was passiert mit ihnen, wenn diese Verlässlichkeit auch noch wegfällt? Sie sind schon unruhig genug, der Fernseher läuft, sie hören den ganzen Tag Corona-Nachrichten und dass sie zur Risikogruppe gehören. Sie jetzt im Stich zu lassen, passt nicht zu meinem Beruf.“