Martin Kappel kommentiert einen systemrelevanten Teil zum Überwinden der Corona-Krise: die Bürger - und die vielleicht soziale Marktwirtschaft.

Ja, sogar die Stundenkraft in einem Billig-Discounter wird plötzlich zu einem Held, wenn sie vor deinen Augen die frische
Palette mit dem Toilettenpapier in den Laden rollt. Als wäre deren Arbeit sonst überflüssig oder eben selbstverständlich begreifen viele Bürger langsam, dass es ohne die anderen nicht geht.

Diese gesellschaftlichen Binsen möchte ich aber nicht schon wieder aufwärmen. Ein durchaus ebenso systemrelevanter Teil der Bevölkerung wird oft vergessen, obwohl er viel Lob verdienen würde: Es sind Sie, liebe Leser, die Bürger selbst, die sich an die vielen Vorgaben
halten, die freiwillig oder doch zumindest in rechtschaffener Weise zu Hause bleiben, Verzicht üben, ihre Freunde, ja sogar ihre eigene
Familie nicht treffen, um die Kurve, mit der sich das Coronavirus nun verbreitet, flach zu halten.

Respekt nötigt das deshalb ab, weil sich diese Gesellschaft in den letzten 30 Jahre weiter entwickelt hat, weg vom kollektivistischen eher zum individualistischen Ideal hin. (Wie das wiederum zu bewerten ist, überlasse ich Ihnen.)

Dass ich viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber spreche, die die ganzen Abstriche und Unwägbarkeiten so hinnehmen und ertragen, ist keine Selbstverständlichkeit – noch dazu in unserer Marktwirtschaft. Ob ich diese auch „sozial“ nenne, das zeigt sich dann nach der Corona-Krise.