Erfurt/Halle. Während das Aufkommen von Sachspenden ungebrochen hoch ist, verzeichnen Hilfsorganisationen vereinzelt einen Rückgang bei Geldspenden.

Trotz hoher Inflation und steigenden Preisen hält die Spendenbereitschaft der Thüringerinnen und Thüringer weitgehend an. Bei der Diakonie Mitteldeutschland etwa sei die Spendenbereitschaft ungebrochen hoch, erklärt Diakonie-Sprecher Frieder Weigmann. 2022 seien rund 1,3 Millionen Euro Hilfsgelder eingegangen. Hinzu kämen rund 1,2 Millionen Euro, die die Evangelische Landeskirche im Zuge der Aktion "Wärmewinter" sammeln konnte. Sowohl die Anzahl der Spenderinnen und Spender als auch die Spendenhöhe seien im Vergleich zum Vorjahr leicht, aber sichtbar gestiegen.

Auch bei der Caritas im Bistum Erfurt habe sich das Spendenaufkommen positiv entwickelt, erklärt Sprecher Thomas Müller. Mit Einnahmen von rund 525.000 Euro habe sich das Spendenaufkommen 2022 im Vergleich zum Jahr 2020 mehr als verdoppelt. Damals seien rund 234.000 Euro gespendet worden. Auch für die Auslandshilfe der Caritas sei die Entwicklung positiv, die endgültigen Zahlen lagen aber aktuell noch nicht vor.

Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Thüringen ist die Lage etwas anders: "Momentan sehen wir einen deutlichen - und auch nachvollziehbaren - Rückgang der Spendenbereitschaft der Bevölkerung und Unternehmen für die Nothilfe Ukraine", erklärt DRK Thüringen-Sprecher Dirk Bley. "Wem weniger Geld zur Verfügung steht, der kann selbstverständlich auch weniger Geld geben." Nicht betroffen seien Sachspenden. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) erhält einem Sprecher zufolge grundsätzlich nur sehr wenige Spenden, das Engagement der "wenigen treuen Stammspender" sei aber bislang unverändert.

Trotz aller wirtschaftlichen Unsicherheiten gebe es eine große Bereitschaft, Gutes zu tun, so das Fazit der Befragten. In besonderen Krisen sei oft auch die Hilfsbereitschaft besonders hoch. So sei etwa in der Hochphase der Corona-Pandemie oder während des Hochwassers 2013 sehr viel gespendet worden.

Spürbar wachsender Preisdruck

Dennoch sehen die Hilfsorganisationen große Herausforderungen für die Zukunft: Bislang sei nicht einzuschätzen, wie stark sich steigende Lebenshaltungskosten und Inflation auswirken würden, wenn die Preissteigerungen bei allen ankämen. "Wir spüren den wachsenden Preisdruck auf allen Ebenen und werden die Spendenakquise verstärken", fasst Müller für die Caritas zusammen. Neben dem Ausbau des Spendenportals seien auch zusätzlich Aktionen wie die Suppenspende zugunsten der Caritas-Tagestreffs ins Leben gerufen worden. Diese Aktion laufe noch bis zum Februar 2023.

Vor allem bei den Spendenempfänger seien die gestiegenen Lebenshaltungskosten deutlich spürbar, sind sich alle Befragten einig. So meldeten Weigmann zufolge viele Einrichtungen der Diakonie eine steigende Anzahl hilfesuchender Personen. Gleichzeitig seien auch Einrichtungen wie Tafeln, Kleiderkammern und Kindertreffs von den höheren Kosten für Energie und Lebensmittel betroffen. Alle befragten Einrichtungen hoffen deshalb auf eine weiterhin hohe Spendenbereitschaft bei den Thüringern.

Grundsätzlich erfolgten Spenden heutzutage in der Regel mit einer bestimmten, vom Spender formulierten Zweckbindung, erklärt Bley. Solche Hilfsgelder würden ausschließlich für den genannten Zweck verwendet. Spenden ohne Zweckbindung seien beim DRK mittlerweile eher selten und flössen in den Ehrenamtsbereich. Mit Stellenstreichungen rechnet derzeit keine der angefragten Organisationen. "Möglich ist jedoch, dass künftige Projekte aufgrund fehlender Mittel erst gar nicht realisiert werden können"A, so Bley.