Erfurt. Nur 14 Prozent der Gewässer in Thüringen sind in einem guten Zustand. Die Bedeutung des Gewässer- und Hochwasserschutzes wächst. Nun kommt ein neues Landesprogramm.

Thüringens Flüsse, Bäche und Seen sollen in den kommenden Jahren sauberer und ursprünglicher werden. Ein neues Landesprogramm sieht dafür eine Vielzahl von Projekten vor. Insgesamt sollen in den Gewässerschutz im Zeitraum von 2022 bis 2027 in Thüringen 847 Millionen Euro investiert und rund 3000 Einzelvorhaben umgesetzt werden, sagte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) am Dienstag in Erfurt. Das Geld komme von der EU, vom Bund und aus der Landeskasse. "Zwischen Werra und Weißer Elster sollen wieder mehr naturnahe Flusslandschaften als gesunder Lebensraum für Fische und Pflanzen entstehen."

Das Spektrum der Vorhaben reiche vom Anschluss Zehntausender Haushalte an Kläranlagen über Fischtreppen, den Rückbau von Wehranlagen bis zum Neu- und Ausbau von Kläranlagen. Mehr Geld soll in den kommenden Jahren nach ihren Angaben auch in den Hochwasserschutz gesteckt werden.

Ein großer Teil der Mittel für den Gewässerschutz gehe in eine bessere Abwasserbehandlung, sagte Siegesmund. Derzeit seien in Thüringen erst etwa 83 Prozent aller Haushalte an das Abwassersystem angeschlossen. In anderen Bundesländern, darunter dem Nachbarland Sachsen, liege dieser Anteil deutlich höher. "Wir investieren zusammen mit den Kommunen in längst Überfälliges", so die Ministerin.

Nach ihren Angaben sind trotz einer Verbesserung in den vergangenen Jahren derzeit nur 14 Prozent der Gewässer im Freistaat in einem guten Zustand. Viele der Flüsse und Bäche seien nicht in einem naturnahen Zustand, es gebe Begradigungen und Wehre aus der Vergangenheit sowie Nährstoff- und Pestizideinträge in der Gegenwart.

Siegesmund verwies aber auch auf Fortschritte wie eine geringere Werra-Versalzung durch den Kali-Bergbau, zehn Meter große Gewässerschutzstreifen an Landwirtschaftsflächen und die Gründung von 20 Gewässerunterhaltungsverbänden im Freistaat.

"Ein Drittel des Etats des Umweltministeriums fließt in den Gewässer- und Hochwasserschutz", sagte die Ministerin. Auch für den Hochwasserschutz solle das Landesprogramm in diesem Jahr überarbeitet werden, kündigte sie an. Dabei würden Erfahrungen aus dem verheerenden Hochwasser im Ahrtal im vergangenen Jahr berücksichtigt - beispielsweise bei Warnsystemen.

Im Haushalt, der in dieser Woche vom Landtag beschlossen werden soll, seien für den Hochwasserschutz allein in diesem Jahr 36,5 Millionen Euro vorgesehen nach 30 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Zudem seien dem Landtag zusätzlich 4,5 Millionen Euro für kommunale Projekte vorgeschlagen worden.

Das Land ist für den Hochwasserschutz an den Gewässern erster Ordnung - den eher größeren Flüssen - zuständig, die Kommunen für Gewässer zweiter Ordnung.

Aufgabe sei es, den Flüssen wieder mehr Raum zu geben und innovative technische Lösungen voranzutreiben, erklärte Siegesmund. "Wasser soll sich dort ausbreiten können, wo es möglich ist, und dadurch Gemeinden, Infrastruktur und Wirtschaftsgüter besser schützen." Bauliche Schutzmaßnahmen blieben auf die Bereiche mit hohem Schadenspotenzial ausgerichtet.

In den vergangenen Jahren wurden laut Ministerium Projekte unter anderem an der Weißen Elster in Ostthüringen, der Gera nördlich von Erfurt und der Hörsel in Eisenach begonnen. Sie sollen in den kommenden Jahren fortgesetzt werden.