Rüdersdorf. Wildschweine aus den Wäldern der Bundesstiftung Umwelt machen Agrar- und Jagdgenossenschaft das Leben schwer.

Wildschweine haben auf den Feldern und Wiesen der Agrargenossenschaft Rüdersdorf nahe Gera schon erhebliche Wildschäden angerichtet, haben Felder geplündert und zertrampelt sowie Grünflächen umgepflügt. Allein 2018 bezifferte die Agrargenossenschaft die Schäden auf 24.000 Euro.

Um die Schwarzwildbestände deutlich zu reduzieren, wurden Ende November und am vergangenen Wochenende zwei revierübergreifende Treibjagden veranstaltet. Die 70 Jäger haben dabei mit Hilfe von 70 Treibern 35 Schweine erlegt: bei der ersten Jagd 31 Tiere, aktuell nur vier. „Das Ergebnis ist nicht überragend, aber geht in die richtige Richtung“, sagt der Jagdvorsteher der Jagdgenossenschaft Rüdersdorf/Grüna, Joachim Krause. „Die Wildschweine haben die sprichwörtliche Lunte gerochen.“

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Vorausgegangen war dieser gemeinschaftlichen Jagd ein längerer Konflikt zwischen Jagdgenossenschaft und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) beziehungsweise deren Tochter, der DBU Naturerbe GmbH. Die betreffenden Wildschweine leben in Wäldern, die der DBU gehören, konkret der sogenannten DBU-Naturerbe-Fläche Himmelsgrund. Da die Bundesstiftung in Thüringen jedoch bislang eine natürliche Entwicklung der Waldfläche verfolgte, was sich in geringen Abschusszahlen niederschlug, konnte sich das Wild dort relativ unbehelligt vermehren. Nahrung suchten die Tiere gern auf den Feldern und Wiesen der Agrargenossenschaft Rüdersdorf.

Der Streit geht letztlich darum, wer für den Wildschadensausgleich gegenüber der Agrargenossenschaft aufkommt. Gesetzlich ist das klar geregelt: nämlich der Jagdpächter, also der Jäger der das Jagdrecht für das betreffende Gebiet gepachtet hat. „Hätte man allerdings die Summe dem dortigen Jagdpächter tatsächlich in Rechnung gestellt, hätte man längst keinen Jäger mehr für das Revier“, sagt Jagdvorsteher Krause. Er plädiert dafür, das Jagdrecht von 1848 zu reformieren.

Krause geht davon aus, dass auch andere Jagdgenossenschaften in Thüringen derlei Probleme mit der DBU Naturerbe GmbH haben. Um das in Erfahrung zu bringen, hat er einen Fragebogen zusammengestellt, den er über die Unteren Jagdbehörden verteilen lassen möchte. Seine Hoffnung: Vielleicht lässt sich gemeinsam eine Reform durchsetzen.

Neben der Wildschaden-Reduzierung haben die Drückjagden noch einen weiteren brandaktuellen Grund: Sie helfen der aus Polen drohenden Afrikanischen Schweinepest vorzubeugen. Eine nächste gemeinsame Treibjagd ist zwischen DBU, dem Forstamt Jena-Holzland und der Jagdgenossenschaft Rüdersdorf/Grüna bereits vereinbart. Im Januar werden die Jäger erneut zur Jagd blasen. „Die DBU hat gesehen, dass die Bestände da sind und die Wichtigkeit der Aufgabe erkannt“, zeigt sich Krause zufrieden.