Erfurt. Für manche sind es Gärten des Grauens, für andere eine pflegeleichte Variante: Schottergärten. Geht es nach Umweltstaatssekretär Möller, sind diese jetzt aber auch in Thüringen angezählt.

Thüringens Umweltstaatssekretär Olaf Möller hat sich für ein Verbot von neuen Schottergärten im Freistaat ausgesprochen. „Es gibt in Thüringen viele großartige Vorgärten“, sagte Möller. Doch der Trend zu insektenfeindlichen Schottergärten sei insbesondere in neuen Wohngebieten mit Einfamilienhäusern nicht zu übersehen. „Ich plädiere dafür, über eine vergleichbare Regelung wie in Baden-Württemberg auch im Thüringer Naturschutzgesetz nachzudenken“, sagte Möller. Der Landtag in Baden-Württemberg hat vergangene Woche ein Naturschutzgesetz beschlossen, das neue Schottergärten im Interesse des Artenschutzes und der Artenvielfalt verbietet.

Statt Blumen oder Rasen zieren Kies oder andere Steine Schottergärten. Naturschützern sind sie ein Graus, da sie für Tiere und Pflanzen weder Nahrung noch Lebensraum bieten. „Kleinsäuger finden hier keinen Unterschlupf. Auch Reptilien, die Wärme eigentlich lieben, fühlen sich auf diesen monotonen Flächen nicht wohl“, schreibt der Naturschutzbund (Nabu) etwa auf einer Website und kritisiert Schottergärten als „ökologisch wertlos“. Auch Insekten fänden dort keine Nahrung, was sich auch negativ auf insektenfressende Vögel auswirke.

Einzelne Insektenarten ziehen sich zurück

Welche Wirkung der noch relativ junge Trend zu Schottergärten genau hat, sei noch nicht bestimmt, hieß es aus dem Umweltministerium. Allerdings sei der Rückgang einzelner Insektenarten ein Indikator für die Auswirkungen. Das Ministerium verwies etwa auf den Großen Totengräber, der in Thüringen heute als vom Aussterben bedroht gilt.

Auch Erfurt hat Schottergärten in Größenordnungen. Frank Mittelstädt vom Erfurter Naturgarten-Verein lässt kein gutes Haar an dem neuzeitlichen Modetrend. Und erstaunt dennoch mit seiner Aussage, dass Schotter durchaus ein gutes Medium zur Gartengestaltung sei. „Aber nicht so, wie es jetzt überall praktiziert wird“, sagt er. Da sei der Schotter nur ein Alibi. Pflegeleicht ist das Zauberwort. Aber im Grund sei es noch eine versiegelte Fläche mehr. Man verfahre nach dem Motto „Natur gern, aber grün ist es draußen, nicht bei mir“.