Altenburg/Jena. Parasiten, Autos, Mähroboter: Igel haben auch in Thüringen mit vielen Gefahren zu kämpfen. In den vergangenen Jahren kam noch ein Problem hinzu.

Für junge Igel in Thüringen läuft der Countdown: Sie müssen sich in den kommenden Wochen genügend Fett anfressen, um den Winter zu überstehen. Doch die Trockenheit in diesem und den vergangenen Jahren sowie das Insektensterben haben das Futterangebot der Stacheltiere geschmälert, warnen Experten. So seien nicht nur Insekten seltener geworden, sondern auch weniger Würmer und Schnecken zu finden, die auf dem Speiseplan der Igel stehen. „Unsere Igel leiden große Not“, sagte Stefanie Meißner vom Verein Igelhilfe Altenburg der Deutschen Presse-Agentur. „Gartenbesitzer sollten ruhig etwas Katzenfutter und Wasser für die Tiere herausstellen.“

So sieht das auch Roland Seime, der mit seiner Frau für den Umweltverband Nabu eine Igelstation in Jena betreibt. Neben Katzenfutter werde auch Rührei gern von den Tieren gefressen, erklärte er. „Dabei sollte man es aber nicht übertreiben und die Tiere zu sehr von der Natur entwöhnen. Denn es sind Wildtiere.“ Auch tote Amphibien oder Mäuse - etwa von der Katze oder per Falle erlegt - könnten Igeln als Futter dienen. Gefährlich werde es aber, wenn die Tiere vergiftete Mäuse fressen.

Zahl der Tiere sinkt

Laut Thüringer Umweltministerium ist der Igel hierzulande zwar nach wie vor weit verbreitet und „mäßig häufig“ anzutreffen. Die Zahl der Tiere sinke aber, so dass der Igel auf der Vorwarnliste zur Roten Liste gefährdeter Arten stehe, hieß es. Als Gründe wurden der Verlust von Lebensräumen in Stadt und Land genannt, aber auch der Straßenverkehr. Alle Bemühungen für eine strukturreiche Landschaft wie die Förderungen von Feldrainen und Streuobstwiesen kämen daher auch dem Igel zugute, erklärte Ministeriumssprecher Tom Wetzling.

In Altenburg und Jena werden nicht nur Winzlinge aufgepäppelt, die den Winter kaum überstehen könnten. Auch kümmern sich die Tierfreunde um verletzte Tiere oder verwaiste Junge. Einerseits setzten Parasiten Igeln zu, erläuterte Seime. Andererseits seien die Tiere vielen Gefahren durch Menschen ausgesetzt: Nicht nur im Straßenverkehr, auch in Gärten durch Motorsensen und Mähroboter.

Igel durch Rasenmährobotern schwerst verletzt

„Ich habe dieses Jahr 40 Igel bekommen, die von Rasenmährobotern schwerst verletzt wurden“, berichtete Meißner. Nur etwa jeder Vierte habe überlebt. Gartenbesitzer sollten deswegen sehr umsichtig mit solchen Geräten sein und genau prüfen, wo sie eingesetzt werden. Igel sind nachts und in der Dämmerung aktiv - tagsüber schlafen sie laut Meißner im Sommer auch gern mal auf einer Wiese. Gerade in trockenen Sommern könnten zudem Pools und Teiche mit steilen Wänden zu tödlichen Fallen werden, warnte Seime. Auf der Suche nach Wasser seien schon Igel in solche Becken gefallen und ertrunken.

Trotz aller Tierliebe mahnten die Experten vor übereiltem Handeln, wenn derzeit Igelkinder gefunden werden. Bei einem Gewicht von mehr als 250 Gramm reiche es, sie draußen zuzufüttern, sagte Meißner. Ansonsten sollte zunächst beobachtet werden, ob nicht doch die Mutter oder Geschwister in der Nähe seien, bevor eingegriffen werde. Helfen könnten Tierfreunde auch, indem sie ihre Gärten naturnah gestalteten, betonte Seime. Denn in weitgehend aufgeräumten Gärten fänden die Tiere nicht nur weniger Nahrung, sondern auch kaum geeigneten Unterschlupf. Da könnten Holzkisten als Igelhäuser etwas Abhilfe schaffen, so der Fachmann.

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