Erfurt. Lichtverschmutzung, also die künstliche Erhellung des Nachthimmels, ist zu einem globalen Problem für Pflanzen, Tiere und Menschen geworden. Wir versuchen, „Dunkelheit ins Licht“ zu bringen und suchen nach dunklen Orten in Thüringen und geben Tipps, wie man die Verschmutzung verringert.

„Die Sterne, die begehrt man nicht, man freut sich ihrer Pracht, und mit Entzücken blickt man auf, in jeder heitern Nacht“, dichtete Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1827. Zu Lebzeiten bestand also noch die Möglichkeit, viele Sterne über sich am Nachthimmel zu sehen. Sicherlich auch in Weimar.

192 Jahre später wären dem Herrn von Goethe diese Zeilen vermutlich überhaupt nicht eingefallen. Vielmehr hätte der Dichter und Denker wohl ein paar Zeilen über seine Sehnsucht nach den Sternen gedichtet. Denn mittlerweile ist es in vielen Gebieten auf der Erde gar nicht mehr so einfach, in der Nacht überhaupt noch die hellsten Sterne zu erkennen.

Der Blauanteil im Licht stört Pflanzen, Tiere und Menschen

Die Verschmutzung des Nachthimmels durch Straßen- und Gebäudebeleuchtungen ist im 21. Jahrhundert zu einem großen Problem für Pflanzen, Tiere und Menschen geworden. Durch immer mehr künstliche Beleuchtung gibt es kaum noch richtige Nächte. Das kann sich nicht nur negativ auf die Gesundheit des Menschen auswirken, es ist vor allem tödlich für Insekten. Diese fliegen ins Lampenlicht und verenden. Ohne Insekten bricht früher oder später die Nahrungskette zusammen.

„Der Melatonin-Spiegel wird durch die Blauanteile im Licht gestört. Pflanzen und Insekten haben am meisten damit zu kämpfen, dass es in der Nähe von menschlichen Siedlungen praktisch nie mehr richtig dunkel wird“, sagt Frank Vohla, Vorsitzender des Astronomievereins Altenburg am jährlich stattfindenden „Tag der Astronomie“, welcher in diesem Jahr die Lichtverschmutzung zum Hauptthema gemacht hatte.

Zu viel unnötiges künstliches Licht in der Nacht

Vor allem über den größeren Städten hängen in der Dunkelheit große Lichtglocken. „Für Astronomen wird es dadurch auch immer schwieriger, Beobachtungen anzustellen“, sagt Mathias Thiel, Vereinschef vom Astrogarten in Greiz.

Einen kleinen Schritt nach vorne gäbe es ja bereits, meint die Managerin des Sternenparks in der Rhön, dem einzigen in Thüringen, Sabine Frank: „Die Lichtverschmutzung hat sich im öffentlichen Raum verringert. Die Kommunen rüsten ihre Straßen- und Gebäudebeleuchtung zunehmend umweltverträglich um. Aber das große Problem ist: Von vielen Gewerbeflächen und Privatgrundstücken strahlt viel zu viel unnötiges Licht in Richtung Nachthimmel.“

Viele Supermärkte beleuchten ihre Parkplätze die ganze Nacht über mit grellem Licht, taghell wie in einer Sportarena. Wenn schon Beleuchtung, dann sind Leuchtmittel mit warmen Licht besser als die vielerorts mit hohem Blau-Anteil benutzten LED-Strahler, sagte Frank.

Zahl der Insekten um 75 Prozent geschrumpft

„In den letzten 27 Jahren ist die Biomasse an Insekten um 75 Prozent zurückgegangen“, mahnt der Landesvorsitzende des Naturschutzbundes Nordrhein-Westfalen, Josef Tumbrinck, welcher sich auf eine Studie des Krefelder Entomologischen Vereins beruft.

Spürbar sei dies vor allem in den Sommermonaten. „Das ist die Zeit, wo die Natur so richtig zu toben beginnt“, sagt der Entomologe, der selbst in dem Krefelder Verein mitarbeitet. „War man früher mit dem Auto unterwegs, war die Frontscheibe voll mit toten Insekten. Das ist heute nicht mehr so.“

Wo man in Thüringen noch Sterne sieht

Schaut man sich auf der interaktiven Karte von www.lightpollutionmap.info den Freistaat Thüringen an, stellt man schnell fest, dass in nahezu jeder größeren Stadt die Lichtverschmutzung sehr hoch ist (rot markiert).

Demnach haben Menschen in Erfurt die allerschlechteste Chancen, Sterne zu sehen.

Laut Kartenlegende sind die Gebiete mit dem geringsten Anteil an in der Nacht störendem Licht dunkel gehalten. Auf den ersten Blick haben die Menschen im Südwesten von Thüringen noch die besten Bedingungen, um die Sterne am Nachthimmel zu sehen.

Sieben Tipps zur Vermeidung von Lichtverschmutzung

Die Internetplattform www.abenteuer-sterne.de hat sieben einfache Tipps zusammengestellt, mit denen man Lichtverschmutzung eindämmen kann:

1.) Nur gelbes oder warmweißes Licht (2700 Kelvin) verwenden

Möglichst Lampen einsetzen, die gelbliches bis maximal warmweißes Licht abstrahlen. Das Lichtspektrum solcher Lampen ist in hohem Maße insektenschonend und verursacht in der Atmosphäre (an Wolken, Dunst, Aerosolen und Feuchtigkeit) am wenigsten störende Streueffekte.

2.) LED-Lampen verwenden

Halogenlampen leuchten grundsätzlich alle warmweiß. Moderne LED-Lampen gibt es mittlerweile auch mit gelbem Farbton zu kaufen (nämlich im Bereich 2200 bis 2700 Kelvin). Diese sind auch deutlich energiesparender als Halogenlampen (und erst recht als normale Glühbirnen).

3.) Nur nach unten strahlen lassen

Darauf achten, dass Licht möglichst nur dort hin strahlt, wo es auch wirklich gebraucht wird.

4.) Maximal 500 Lumen Lichtstrom

Bei allen Lampen, die Licht zur Seite und/oder nach oben abstrahlen, sollte die Lumenzahl nicht über den Wert 500 gehen. Meistens werden viel zu helle, leistungsstarke Lichtquellen eingesetzt.

5.) Dimmer und automatische Abschaltungen verwenden

Man sollte Zeitschaltuhren, Dimmer und/oder Bewegungsmelder verwenden, welche das Licht nur dann zur Verfügung stellen, wenn es auch tatsächlich gerade gebraucht wird. Viele Lichtquellen leuchten die ganze Nacht hindurch mit voller Kraft, ohne einen sinnvollen Zweck zu erfüllen.

6.) Aufpassen beim Kauf und Installation von Flutern/Bewegungsmeldern

Beim Kauf von Flutern (für Bewegungsmelder) aufpassen, dass diese mit warmweißen LED-Lampen funktionieren. Für den häuslichen Gebrauch an Häusern und Gartenhäuschen reichen LED-Fluter mit etwa 8 Watt Leistung (= etwa 600 Lumen Lichtstrom) völlig aus. Wichtig ist, diese Flutern sollten nach unten geneigt sein.

7.) Sich beim Lampenkauf nicht von günstigen Angeboten locken lassen

LED-Lampen werden immer beliebter und kosten deshalb immer weniger. Die Folgen: Man kauft und installiert mehr Licht, als man tatsächlich benötigt.

Kurz gesagt sollten Lampen

  • nicht nach oben abstrahlen,
  • vor Streulicht abgeschirmt sein,
  • warmweiß leuchten,
  • maßvoll und energieeffizient eingekauft werden.